Einladung: Licht im Dialog
28. Mai 2024Im Gespräch: Anke Schierenbeck (VisionTwo)
7. Juni 2024
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Über Zeitdiebe und freudige Arbeit.
Ja, die Idylle trügt. Und das war auch schon immer so, möchte man denken.
Unsere Großeltern hatten verheerende Zeiten und große Aufgaben vor sich, gerade wenn es darum ging, den Dreck wegzuräumen und dabei nicht mit der Welt und sich zu hadern. Irgendwie ist es ihnen gelungen. Das lag daran, dass sie nicht gefragt, nur gehandelt haben. Wenn die Sachen klar auf der Hand liegen, schadet fragen nur. Oder wie es mein Onkel Heinrich zu sagen pflegte: „Wer fragt, bekommt vielleicht die falsche Antwort. Also nie fragen, immer machen!“
Stimmt! Der Schirm liegt schon lange da, das sieht man. Allein bekommt man ihn nicht aufgestellt. Ich hab’s probiert, obwohl er in meinem Hotel in Bonn im Garten liegt.
Ich habe auch schon nachgefragt und es ist mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen worden. „Ich sage Bescheid“, sagte mir die gelegentlich auftauchende verantwortliche Person, die sich für nix verantwortlich fühlt. Wenn etwas besser werden soll, muss man sich verantworten. Oder: Vom Sofa aus wird sich der Schirm nicht aufstellen!
Auf meine zweite Frage hin fühlt sich die Person nicht zuständig.
„Ja, wer ist denn zuständig?“ frage ich.
„Die Chefin.“ sagt die Person.
„Ok, wo ist sie?“ wieder ich.
„In Nizza.“
„Schön. Kommt sie wieder?“
„Weiß nicht“
Dann bleibt`s halt liegen.
Ich hätte es ja schon längst aufgestellt, erst recht, weil ich mich daran störe und die Chefin nicht kommt. Es ist ja auch meine Motivation, die durch die Trümmer im Garten leidet, nicht die der abwesenden Chefin, die ich mir in Nizza an Strand mit dem Aperölchen in der Hand vorstelle. Geld kommt ja so rein.
„Nicht zuständig“ ist der Fluch der Zeit und der Siegeszug der Vernachlässigung und Ödnis. Ärmel hochkrempeln und machen, nicht warten.
Work- Live Balance ist in diesem Zustand der (völlig zu recht geforderte) Ausgleich. Wer aber Arbeit und Leben in eine zum Leben hin ausgeglichene Balance bringen möchte, könnte denken, dass unangenehme Arbeit mit dem Leben nichts zu tun hat. Das ist aber nicht so! Arbeit gehört zum Leben und sollte so beschaffen sein, dass man aber auch gar nichts auszugleichen hat.
Seneca fragt, warum wir ausgerechnet unser kostbarstes Gut, die Zeit, jedem so leichtfertig zur Verfügung stellen? Bei Zeit wäre Geiz eine Tugend, so sagt er.
Verwaltungen. Hier sind Menschen mit einer Macht ausgestattet, stets nachzufordern und den Laden in Bewegung zu halten, ohne das etwas passiert. Zeit geht für Misstrauen, Prüfungen und Nachforderungen verloren. Rastloser Stillstand. Ohne Freude und Ergebnis. Ohne den nächsten Schritt. Zeit und Papier verbraucht. Leben vergessen.
„Auf alles andere versteht sich ein in Beschlag genommener Mensch besser, als auf die Kunst zu leben: es gibt keine Kunst, die schwerer zu erlernen wäre.“
Initiative, Anpacken und ein freudvolles Miteinander gehören also zum Leben und sind vielleicht sein bester Inhalt. Wir könnten und sollten deshalb einen Arbeitsplatz zum (zweiten) Lieblingsplatz im Leben machen. Das wäre erstrebenswert und sollte das Ziel sein. Dafür muss man was tun.
Schirm aufstellen wäre der erste Punkt. (Zwei Premieren pro Saison weniger eventuell auch!)
Also, raus jetzt! Es ist die letzte Gelegenheit zum Frühjahrsputz und schickt Leute weg, die Euch die Zeit rauben.