
Welttag des Theaters für junges Publikum am 20. März
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25. März 2022Zwei Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen, 40 Jahre geteiltes Deutschland und die Coronavirus-Pandemie:Das alles hat die DTHG überlebt. 1907 von theatertechnischen Enthusiasten gegründet, erlebt der Verband derzeit eine Renaissance. Aber wie war es vor 100 Jahren? Hubert Eckart, Autor der zweibändigen Chronik der DTHG, erzählt in dieser Rubrik die Geschichte der DTHG noch einmal.
1922 (Teil 3) – Inflation & Finanzkrise
Die wirtschaftliche und damit finanzielle Situation der Theater war nach dem ersten Weltkrieg dramatisch. Deutschland hatte in verhängnisvoller Selbstüberschätzung die Kriegskosten durch Kredite und Schulden finanziert, die man glaubte im Falle eines Sieges durch Reparationszahlungen der Verlierer begleichen zu können. Dabei hatte man die Bevölkerung kräftig am Schuldenmachen durch Kriegsanleihen beteiligt. Im November 1918 betrugen die Schulden Deutschlands mehr als 150 Milliarden Mark und überstiegen damit das prognostizierte Volkseinkommen des Jahres 1919. Hinzu kam, dass nach dem Versailler Vertrag nun Deutschland Reparationszahlungen leisten musste. Auch wenn diese in Fremdwährungen oder Goldmark zu zahlen waren, griff man zum Mittel der Geldvermehrung und ließ die Notenpresse auf Hochtouren laufen. Dies provozierte den Ruin der eigenen Währung, auch wenn zunächst 1921-22 die entwerteten Löhne und Einkommen als Konjunkturmittel der Wirtschaft ein kurzes Strohfeuer entfachten. 1921 wies die Mark noch ein Hundertstel ihres Wertes gegenüber 1914 auf, im Oktober 1922 nur noch ein Tausendstel. Da Deutschland seine Reparationszahlungen nicht mehr leisten konnte, kam es 1923 zur Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien. Diese Besetzung sollte sich bis 1930 hinziehen. Als Folge davon brach die deutsche Wirtschaft in diesen Gebieten völlig zusammen. Allein bis 1932 erfolgten 122 Stilllegungen von Zechen im Ruhrgebiet. 1923 erreichte die inzwischen als Hyperinflation in die Geschichte eingegangene Katastrophe ihren Höhepunkt. Auf Wikipedia findet man eine eindrucksvolle Tabelle, die die Preisentwicklung am Beispiel eine Hühnereis zeigt.

Der Fachverband wurde zwar finanziell durch die GDBA unterstützt, sah sich aber insbesondere bei der Herausgabe der Bühnentechnischen Rundschau vor große Probleme gestellt. Gegenüber der Vorkriegszeit waren die Druckkosten um 8.000% gestiegen. Der Schriftführer Hansing wandte sich deshalb mit einem Aufruf an die Leserschaft:
“… Für die nächsten Jahre sind wir gezwungen, die geistige Nahrung, welche wir bieten, vorerst gleich einem Laib Brot festzusetzen, also mit Mk. 150. Früher wurde das Jahresabonnement gleich vier Pfund Butter bewertet; ein jeder mag sich demnach ausrechnen, um wieviel zu billig wir sind; hinzu kommt noch für das Porto nach voraussichtlicher Berechnung Mk. 50,—, so daß wir unsere Bezieher um Einsendung von Mk. 200,— bitten. Eine eventuell spätere Nachzahlung müssen wir uns vorbehalten. Für ausländische Bezieher ergeht besondere Rechnung, wobei wir bitten diesen Betrag in fremder Währung als eingeschriebenen Brief oder durch Scheck uns zuzusenden. Nur so hoffen wir, die BTR durch alle Fährnisse des nächsten Jahres steuern zu können und glauben damit der Deutschen Bühnentechnik zu dienen.
Man ersieht aus alledem, daß es nicht einfach war, damals eine Bühnenfachzeitschrift zu erhalten, obwohl 1922 noch gar nicht der Höhepunkt der Inflation erreicht worden war. Um so höher ist die Leistung Friedrich Hansings zu bewerten diesen Balanceakt durchgehalten und die Zeitschrift den Berufskollegen erhalten zu haben.
Nach der 9. Bühnentechnischen Tagung in Augsburg 1926 wurde folgender Beschluss veröffentlicht, der eindrucksvoll zeigt, wie schwer es war, einen Geldbetrag mit einem fest stehenden Wert zu berechnen:
Nachzahlung der Bezugsgebühren im Inflationsjahr 1923: Jeder Abonnent bzw. Mitglied sollte den Gegenwert von 30 Goldpfennigen einsenden. Dieser Gegenwert musste am Einzahlungstag dadurch ermittelt werden, dass man den an diesem Tage geltenden “Briefdollarstand“ durch 14 dividieren und auf volle Hunderttausend nach oben aufrunden musste!
(Fortsetzung folgt)
Beitragstext und Bilder: Hubert Eckart (Geschäftsführer DTHG Service GmbH)
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