Flackerlicht – Die Kolumne: Draußen nur Kännchen / Tut mir leid
15. April 2024VDT Theatertonmeistertreffen 2024 in Amsterdam
13. Mai 2024Flackerlicht – Die Kolumne: Der Ballermann, Motor des Fortschritts oder „Kann ich so nicht sagen, muss ich nackt sehen?!“
Getting your Trinity Audio player ready...
|
Ja, die nackten Tatsachen weigert man sich oft anzuerkennen. Da ist eine kalte Betrachtung wünschenswert, denn bei deutlich nackteren Tatsachen würden Löschanlagen schneller aus den Theater raus sein als es sich die gut gewandeten Funktionskleidungsträger in den Gremien vorstellen können, die, die noch auf die Ergebnisse des Vorfalls am Berliner Ensemble hoffen, sie aber nicht finden können? Da sollte man sich mal nackig machen, die Hosen metaphorisch runterlasen und eine genaue Bewertung und Analyse ermöglichen.
Dafür kann man als Experten gern Mickey Krause dazuholen. Der hat in jeden Falle die Chuzpe zu klaren Aussagen zu kommen und die Dinge in ihrer archetypischen Kleidungslosigkeit im Lichte zu betrachten.
Im Zweifel bleiben wird dann mal wach, wacher als sonst, oder wir werden wach. Ein Weckruf sozusagen.
Am besten:
„Eine Woche wach, eine Woche wach.“ (Mickey Krause)
Das spricht von einer hohen Leistungsbereitschaft. Unter gefährlicher Missachtung der gängigen Arbeitszeitregeln möchte der Dichter Krause hier sein Tagwerk ohne Pausen und Ruhezeiten zum Abschluss bringen. Das ist ein Pioniergeist, der wünschenswert ist. Wir werden weder Rasten noch Ruhen bis es taugliche Ergebnisse gibt. Das steht hier zwischen den Zeilen. Pioniergeist und Opferbereitschaft. Marie Curie hätte unter den gegenwärtigen Richtlinien weder Radium noch Polonium entdecken können, geschweige denn, Fördermittel oder den Nobelpreis dafür erhalten.
Wer dennoch Erholung braucht, kann sich mit seinem Deutschlandticket kommentarlos in Richtung Bosporus aufmachen, da die Straßenbahn direkt dorthin unterwegs ist:
„Heute fährt die 18 bis nach Istanbul“ (Jürgen Milski – die ganz Alten kennen ihn noch aus Big Brother)
Auch hier Entdeckermentalität ohne Fahrerwechsel. Störungen im Betriebsablauf – Pustekuchen. Ist auch nur heute. Für eine Verstetigung werde ich mich aber stark machen.
Angekommen in Istanbul hat man sich wirklich Entspannung verdient, aber „der Zug hat keine Bremse“. Gefahr im Verzug. Sofortiges Handeln ist Nötigung der Sicherheitsexperten, die umgehend am Start wären, wäre da nicht ein plötzlich einsetzender Regen, der sich trotz anderweitiger meteorologischer Grundannahmen durch den Ruf eines erfreuten Fahrgastes: „Es regnet Bier!“ unterbrechen lässt.
Damit setzt der Ballermann auch ein Zeichen gegen die fortdauernde Trockenheit im Fahrgastraum. Ballermannsänger sind eben doch die echten Visionäre. Auch gehen sie mit den Widrigkeiten des Lebens in einer Klugheit um, die schon Siddharta begeistert hätte. Niemals zweimal in den selben (Bier-) Fluss treten.
Soviel anarchistische Alltagsphilosophie findet man sonst im dröge sich selbst optimierenden und überwachenenden Zeitgeist wenig. Also suche ich mal in den Nischen der Weisheit nach tieferen Erkenntnissen.
Dazu habe ich mich auch schon ausprobiert und bin unterwegs zum Ballermann, meine Gesangs-Karriere starten:
Wir Löschen,
dass die Bühne kracht auch ohne dass es brennt.
Dazwischen leg ich Wasser nach, dass durch die Rechner rennt.
Nur Feuer fehlt,
das kann nicht sein, wo ist es denn nur hin?
Ich weiß es nicht, kann doch nicht sein, ich glaube wohl
ich spinn…
Naja, ich übe halt noch. Dichtung besser dem Meister Krause überlassen. Der Ernst Jandl der Balearen.
Ich glaub hier ist doch wieder Alkohol im Spiel
Ich glaub hier ist doch wieder Alkohol im Spiel
Ich glaub hier ist doch wieder Alkohol im Spiel
Ich glaub hier ist doch wieder Alkohol im Spiel
Mickey Krause
Wesko Rohde