SET//23 – Frühbucherrabatt für Aussteller
25. August 2022Virtuelle Bauproben – oder: Wie verstetigt man ein Experiment?
5. September 2022
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Alles wie immer?!
Während ein Teil der Deutschen noch vor Hitze stöhnend auf der Luftmatratzewehmütig nach dem bereits geleerten Glas Sprizz schaut, erwarten ihn oder sie zu Hause schon im (vielleicht elektronischen) Briefkasten Neuigkeiten, die den bereits Zurückgekehrten zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn treiben. Dazu zählen Gebührenbescheide des Energieversorgungsunternehmens, des Vermieters, die Aufffordung die elektronische Grundsteuererklärung abgeben zu müssen, die Erwartung einer neuerlichen Maskenpflicht, eine allgemeine Inflation nahe 10% usw. Da erscheint die Aussicht auf künftig kühle 19°C im Büro, im Theater oder Kino weniger beschwerlich? Und dass es ab kommender Woche Nachts keine Schaufensterbeleuchtung mehr geben soll scheint auch zu verschmerzen, da man eh an den angebotenen Waren weniger Interesse – weil weniger Geld im Portemonnaie – hat.
Beim Thema Energiesparen können alle mitreden und sie tun es auch schon seit Jahren. An einigen Stellen leider erfolglos: Das Anbringen kleiner Photovoltaikanlagen zur Selbsteinspeisung wird nach wie vor bürokratisch gebremst wo es nur geht und für die Beantragung von drei Windrädern müssen die Anträge ausgedruckt in 15-facher Form gestellt werden, was insgesamt 36.000 Seiten Papier ausmacht. Und während in den letzten zwei Jahren in deutschen Mittelgebirgen der halbe Wald abgeholzt wurde, ist Kaminholz (auch zum dreifachen Preis) derzeit nicht erhältlich. Ach ja, fast hätte ich vergessen: die Deutsche Bahn kündigt an, dass noch mindestens fünf Wochen mit Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen ist, da Bauarbeiten, Personalprobleme und Urlaubszeit zu viele Probleme auf einmal sind.
Man muss dies als gute Nachricht verstehen. Wenigstens bei der Bahn bleibt alles wie immer.
(Hubert Eckart)
Atmen, einfach Atmen
Die Herstellung eines Blattes Papier erzeugt durchschnittlich 5 g CO2. Macht für die drei Windräder meines Kollegen Hubert: 180 kg CO2 – also jeweils 60 kg pro Stück.
Bei 29.731 aktuell aufgestellten Windrädern sind das 1.783.860 kg oder 1784 t CO2 – nur für das SCHEIß PAPIER der Antragstellung!
Hinzu kommen noch Herstellung, Transport und Aufstellung. Da bleibt ja nix mehr zum Sparen über?!
Ich muss atmen, einfach atmen…
Ein Theater kann bei guter Planung im Jahr 80 t CO2 einsparen (siehe Theatre Green Book) und die drucken 36.000 SEITEN PAPIER AUS!
Ich wollte nicht mehr schreien…
Ich habe allerdings die Lösung für alle Probleme: Bürokratie abschaffen – wäre aber zu schön..
Nee, nix tun. 100 % Energie sparen, kein Burnout, keine Formulare.
Nix, einfach in der Hängematte bleiben. Man kann sie übrigens auch im Wohnzimmer aufhängen, einen dicken Schlafsack rein legen und 19°C werden als neuerliche Hitze im faden Schein der letzten verbliebenen Kerzen wahrgenommen. Nichtstun schont die Stimme und regt nicht auf. Ein kleiner Spaziergang zum Kühlschrank, ach was, ist kalt genug im Wohnzimmer oder ein Glühwein vor dem Einschlafen.
Einigen der neuerlich energetisch so groß Aufgeregten möchte ich aus Sparsamkeitsgründen ins Gesicht schreien:
HALTET ENDLICH MAL DIE LUFT AN !
DAS würde sicher AM MEISTEN ENERGIE UND CO2 sparen!
An der Jodeldiplomfront der Energie- und sonstigen -Berater (sie haben endlich was Eigenes) macht sich indes Goldgräberstimmung breit.
Da wird durchs Theater gelustwurstelt, werden Schrauben gezählt, Unsinn ermittelt, dem Pissoir das Wasser abgedreht und ansonsten für Allgemeinplätze ordentlich abkassiert. Die eigene Haustechnik, die seit 25 Jahren auf die energiefressende Lüftung, Waschmaschine, Dimmeranlage oder was auch immer hingewiesen hat, soll nunmehr in Tabellen alles auflisten, was seit genau der letzten Dekade bekannt ist und immer missachtet wurde. Nun kommt Bewegung rein, nur kein Sinn.
Schade eigentlich um die verschwendete Energie.
Wohl dem, der nichts zu sagen hat und den Mund hält.
Oskar Wilde
(Wesko Rohde)