FredUp: Technologies for visual Projects
5. September 2023Deko-Bau Sp. z o. o. wird neues DTHG Verbandsmitglied
11. September 2023
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„In flachen Schuhen kann ich mich nicht konzentrieren.“
Victoria Beckham
Nichts verrät so die Ambivalenz des deutschen Wesens wie die Dreiviertelhose für den Herren.
Sie sagt vor allem eines: “Lass es sein, das Wetter könnte umschlagen und dann Du bist zu dünn angezogen?! Sollte es allerdings wärmer werden, wirst Du – dank der Knöchelfreiheit – nicht so schwitzen!?“ Immer auch mit Fragezeichen versehen? Man weiß ja nie.
Gekrönt werden die in neutralen in Beige gehaltenen Ungetüme von praktischen Seitentaschen, die Platz für die wichtigsten Miniaturausgaben der bedeutendsten Normen und Regelwerke haben, so dass man im Zweifel immer nachsehen kann, ob auch alles rechtens ist, was man gerade zu tun im Begriff ist.
Überlasst es in keinem Falle dem eigenen Verstand. Er könnte gerade in trügerisch südlichen Gefilden berechtigte und vieldiskutierte Zweifel beiseite wischen. (Hört auf die Stimme eures inneren Beauftragten!)
Man hat aktuell das Gefühl, dass sehr viele beflissene Dreiviertelhosenträger die Geschicke bestimmen, wo mutige Leute in kurzen Hosen den Sommer zu genießen bereit wären. Der gemeine Dreiviertelhosenträger wird mir ins Wort fallen und darüber sinnieren, dass die Tennissocke ja im Schrank geblieben ist und durch eine schnittige Halbsocke ersetzt wurde, die verführerisch über den Saum der Deichmann-Sneaker ragt. Ändert aber nix, weil die Ziellosigkeit des Trägers der Dreiviertelhose (DVH) zum Problem wird und mir nicht wenige populäre und wichtige Gestalten höherer Gehaltsklassen einfallen könnten, die ich mir in der DVH vorstellen könnte.
Man merkt, dass ich gerade auf einer beliebten Ferieninsel zu viel Zeit zum Nachdenken und Schauen habe. Und worüber denke ich nach? Darüber, dass kein Einheimischer jemals solche halbherzigen und irrelevanten Hosen tragen würde, weil ihm selbige Würde ja umgehend abhanden kommen (W)würde. Die typische Ignoranz dem Fortschritt gegenüber. Schließlich haben wir auch den Hosenträger erfunden. Dadurch wurden die Hände fürs Aktentragen frei.
Gleichwohl und unerschütterlich fest steht die Dreiviertelhose für die universelle moralische Instanz des zugereisten (Würden-) Trägers. Nicht er liegt falsch, sondern der Verweigerer der mit 25% weniger Materialeinsatz auch noch nachhaltigeren Vier-Jahreszeiten- Statement- Bekleidung des mitteleuropäischen Zentralstaats – aus 16 diversen Einzelländern mit diversen Einzelregelungen. Damit das mal klar ist!
Da braucht es genau diese Hose, um die Kompromissfähigkeit unter Beweis zu stellen!
Deshalb fordere ich: Eine staatliche Förderung der Dreiviertelhose könnte den internationalen Durchbruch deutscher Herrenbekleidung kulturell unterstützen. Ein entsprechendes Programm sollte umgehend erarbeitet werden.
Mein Fazit darüber hinaus: Über 30 Grad Außentemperatur keine Bratkartoffeln braten!
Wesko Rohde
Bildung und Geschmack
Jetzt ist wieder soweit: Bis auf die Nachzügler aus dem Süden des Landes sind die Deutschen aus dem Urlaub zurück.
Und sie sollen jetzt auch wieder ins Büro, vor allem, um am Kaffeeautomaten die Urlaubsimpressionen auszutauschen.
„Porto? Toll, ja das soll jetzt schwer im Trend sein. Als wir vor fünf Jahren dort waren, war es noch nicht so touristisch.“
„Rhodos! Unglaublich, haben Sie die Flammen der Waldbrände gesehen?“
„Slowenien? Großartig und sicherlich noch nicht so teuer? Mussten Sie sich vor den Überschwemmungen in Sicherheit bringen?“
„Binz! Wunderbar, die gute alte Ostsee, aber 2,20 für eine Kugel Eis ist doch unverschämt.“
So ungefähr könnten die Gespräche sich anhören und unsere Büros nach dreijähriger Pause wieder mit Leben erfüllen.
Denn: Homeoffice is out!
In den Zeitungen, in denen in den letzten drei Jahren noch homeoffice und Videokonferenzen als längst überfällige und sinnvolle Innovationen gefeiert wurden, kann man jetzt exakt das Gegenteil lesen.
Homeoffice mache einsam und senke die Kreativität (um genau 18%!).
In wissenschaftlichen Studien sei das erwiesen, eine stammt sogar vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Die Ursache sei vor allem darin zu finden, dass das Lästern, Tratschen, Quatschen und „Abkotzen“ (Süddeutsche) im Homeoffice fehle.
Man kann daraus mindestens zwei Erkenntnisse ableiten: Das Wichtigste am Büroalltag ist die Pause UND Konversation ist heute das Abkotzen am Wasserspender!
Bleibt zu hoffen, das nun nicht auch noch die Dreiviertelhose (DVH) ins Büro einzieht. Zählte es doch zu den Vorzügen der Videokonferenzen, dass Hosen, wie auch generell ca. 50% der Kleidung, nicht sichtbar waren.
„Was sich von dem rätselhaftem Komplex von Wissen und Können namens ‚Bildung‘ sagen lässt, gilt in ähnlicher Weise auch für das ästhetische Vermögen des Suchens und Findens, dass man Geschmack nennt“, schreibt der Historiker Rudolf Raulff.
„Erstaunlich ist allerdings, dass etwas gesellschaftlich so Unnötiges und technisch Überholtes wie der Besitz von gutem Geschmack gleichzeitig als so erstrebenswert erscheint.
Das unterscheidet den Geschmack von der Bildung, die weder unnötig noch überholt ist, aber nur noch selten angestrebt wird.“
Stil ist eben doch nicht das andere Ende des Besens!
Hubert Eckart
22.08.23