Preis für Deutschlands kreativste Auszubildende: Der Baden-Baden Award 2024
30. Juli 2024Im Gespräch: Thomas Funke über das Aduart Inspizientensystem
28. August 2024
Getting your Trinity Audio player ready...
|
Bine kann nicht schwimmen, sie ist auch noch zu klein.
Ich sitze am übervollen Strand der Nordsee, die erfreulicherweise nicht weit von meinem derzeitigen Wohnsitz ist und schaue mir das Treiben am Strand an.
Bines Eltern sind sehr aufgeregt, weil Bine im flachen Wasser der aufgelaufenen Flut des Wattenmeeres knöcheltief im Wasser steht, sich gelegentlich sogar hinsetzt- soweit dass in der braunen Pampe des Wattenmeers überhaupt möglich ist.
Bines Eltern hatten erst den Umzug vom Auto zum Strand bewältigt. Ein übervoller Reisebollerwagen mit Unimogbereifung ist mit allen häuslichen Annehmlichkeiten sowie lebensrettenden Materialien bestückt und muss nun schweißtreibend durch den tiefen Sand bis zum gebuchten Strandkorb gesysiphost worden.
Nun, kaum dass man Sonnensegel, Strandmuschel und Liegedecken verteilt und aufgebaut hat, kann, sowie die Mahlzeit aus Fruchtzwergen und Eistee eingenommen wurde, könnte zum Strandtag übergegangen werden. Die Flut kommt sogar. Das erlebt man selten. Eigentlich ist sie gefühlt immer morgens vorm Aufstehen oder in der Nacht. Die Nordsee ist nicht ideal fürs familiäre Baden. Meist sitzt man im Weltkulturerbe auf feuchtem Sand.
Halt! Bine muss nochmal mit Sonnencreme in Dispersionsfarbenqualität eingecremt werden bevorsteht sie den Lichtschutzanzug übergezogen bekommt. Die Schwimmwindel in der großen Größe. Ab 4 wird’s schwer noch die richtigen Größen zu bekommen. Sie ist schon kurz vorm Wechsel auf Tena. Die außerhäusliche Pflege übernehmen Ralf und Tina, die Eltern von Bine und gleichzeitig ihre Gewerkschaftsvertreter. Die Namen sind in meinen Beisein so oft gerufen worden, dass ich sie auf dem Sterbebett noch vor mich hinsagen werde.
Alles ist nicht ganz einfach, weil Bine in einem Suit- und Sicherheitskonzept eingeklemmt ist, das die Bewegungsfreiheit so einschränkt, dass an eine Schwimmbewegung im Sinne Turnvater Jahns nicht mehr zu denken ist. Untergehen kann sie nicht, aber schwimmen eben auch auch nicht. Sollte sie abtreiben- was nicht zu erwarten ist, könnte sie mit der richtigen Strömung könnte sie in zwei/drei Tagen auf Helgoland sein.
Nun möchte ich nicht die kabarettistisch bereits hinlänglich im Mainstream verwurstete Generation Lastenfahrrad beschreiben, sondern zur grundsätzlichen Kritik sinnloser Bedürfnisse kommen, die das klassische “Pack die Badehose ein, nimm Dein kleines Schwesterlein und dann nichts wir ab zum Wannsee” inzwischen verunmöglichen?!
Ohne Bollerwagen in der Umzugswagengröße geht hier niemand mehr los. Um den Karren in Strandnähe zu bringen, braucht es dann auch gleich einen Kleinbus, von den Expeditionen zu den Endpunkten mal ganz abgesehen..
Urlaub ist eben kein Zuckerschlecken. Ralf und Tina sind froh, wenn er vorbei ist und es wieder kalt wird.
Umschalten. Heidepark. Auch Peppa Pig ist von Gefahren umgeben und die Peppa Pig Bahn fährt im Heidepark mit satten 4-6 Km/h durch den etwa 50 m langen Rundkorso. Wegen Peppa bin ich mit meiner Enkeltochter hier. Man tut was man kann als Opa.
Und was tut das Kind, es ignoriert die Schilder, missachtet die Gefahr und freut sich, während ich mit ungebrochenem Sicherheitsbewusstsein versuche die diffusen Gefahren im Blick zu behalten.
Bei Kindern überwiegt trotz der Gefahren die Freude, was mir unerklärlich ist. Die kleinen risikofreudigen Monster ignorieren die Schilder und Warnungen einfach weg und amüsieren sich auch noch. Das kann sich nur um einen folgenschweren Erziehungsgelder der elterlichen Transport- und Sicherheitsgemeinschaft handeln? Wer haftet denn hier?
Ich habe ein schlechtes Gewissen, mache aber weiter. Blut ist dicker als Schilder.
Der Sommer geht ja vorbei und mit ihm gehen die Schnecken. Aber das ist ein anderes Kapitel.