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Das Kölner Theater, die Heinzelmännchen und der Lippenteller oder, wie Bauwerke nie fertig werden
Dabei darf es auch ruhig wehtun. Nur dann wird die Schönheit aufgerufen – nein, eher angeschrien –, doch zu erscheinen. In einigen Kulturen im Amazonasgebiet ist die Praxis der Lippenteller verbreitet. Frauen schneiden sich dabei die Unterlippe auf und setzen allmählich größere Tonscheiben oder Holzteller ein, um die Lippe zu dehnen. Auaauaaua… (Ich bin ja schon bei einer Erkältung zu nichts mehr tauglich!) Die Lippenteller – sie sind riesig – werden als Ausdruck von Schönheit, sozialer Reife und Heiratsfähigkeit angesehen und sind oft ein wichtiger Bestandteil der jeweiligen kulturellen Identität. Vorteil: Man hat immer ein Tablett dabei.Natürlich haben auch Männer einen Anspruch auf Irrsinn, sei es aus Schönheitsgründen, zur Demonstration von Stärke oder als Initiationsritual. Ein schönes Beispiel ist die Tradition der rituellen Narbentätowierung (Skarifizierung) bei verschiedenen afrikanischen und ozeanischen Kulturen, bei der Männer sich gezielt Schnitte zufügten, um auffällige Narbenmuster zu erzeugen, die Männlichkeit, Mut und soziale Zugehörigkeit symbolisierten.
Wo wir bei aufgespritzten Lippen wären, die dem Träger das Gefühl geben, schöner zu sein – wie der Lippenteller, nur mit mehr Silikon. Ich habe eigentlich noch nie jemanden gesehen, der auf den ersten Blick hässliche – was immer das auch sein sollte – Lippen hatte, es sei denn…?
„Jeder Jeck ist anders“, sagt der Kölsche.
Apropos Köln: Die Heinzelmännchen, die aufgrund von Gefährdungsbeurteilungen und der Intervention einzelner Gewerbetreibender der Kölner Bürgerschaft ihre unentgeltliche Tätigkeit einstellen mussten und nun ein unterfordertes Schaustellerdasein als lebendes Denkmal führen, wussten nicht, dass es in Köln aktuell sogar zwei Bauwerke gibt, die nie fertig werden: der Dom und das Theater.
Beim Dom bin ich nicht sicher.
Beim Theater ist man aber in einer so wundervollen Spirale der Geldentwertung angekommen, dass der Abschluss der Maßnahme auch das Ende der Hochzinspolitik und der baulichen Wegelagerei sein müsste. Das darf nicht passieren! Wehret den Anfängen, wenn man nicht fertig werden will. Es gibt immer eine Brandschutzklappe, die noch nicht eingebaut wurde – schon weil man in Köln der Meinung zu sein scheint, dass es Geld wäre, immer mehr Geld und immer noch mehr Geld, das ein Bauwerk zu Ende bringt.
Wer hingegen ein Bauwerk beenden möchte, benötigt ein Ziel, einen Termin und mindestens eine Entscheidung.Aber ich will kein Spielverderber sein. Die Heinzelmännchen haben die Kölner auch überwunden und mit städtischen Mitteln zu Stein werden lassen.
Es gibt also Hoffnung.