
Flackerlicht: Der Dominostein der Weisen oder das größte Wunder fürs kleine Geld
1. Dezember 2025Nachbericht zur 2. Tagung 2025 der Technischen Direktoren deutscher Theater
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Am 28. und 29. November 2025 trafen sich die Technischen Direktoren und leitenden technischen Verantwortlichen deutscher Theater in Düsseldorf zu ihrer zweiten Tagung 2025 im Rahmen ihres Verbandes der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG). Die zweitägige Arbeitstagung diente dem Austausch über aktuelle technische, organisatorische und regulatorische Entwicklungen in deutschen Theaterbetrieben.
Grundlage der inhaltlichen Arbeit bildete das Programm anhand verschiedener Fachunterlagen zu Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Organisationsentwicklung.
1. Auftakt und Begrüßung
Der erste Veranstaltungstag begann um 13:00 Uhr mit einem gemeinsamen Kaffee und der informellen Eröffnung der Tagung . Bereits im Auftakt zeigte sich, dass Nachhaltigkeit weiterhin zu den dominierenden Themen des Jahres gehören.
2. Anhand der Unterlagen des ECO Riders und der Checkliste von der Kanzlei UNVERZAGT wurden Aspekte der Kreislaufwirtschaft und deren Einordnung für den technischen Betrieb ausgiebig diskutiert.
Im Zentrum stand dabei die Frage, wie Materialströme in Theatern nachhaltiger gestaltet werden können. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Materialweitergabe und Kreislaufwirtschaft wurden anhand der „Checkliste zur kostenfreien Weitergabe von Materialien“ und der dazugehörigen Anlage erörtert.
Wesentliche Punkte waren:
Unterscheidung von Materialeigenschaft und Urheberrecht: Ein Bühnenbild ist sowohl bewegliche Sache als auch potenziell urheberrechtlich geschütztes Werk.
Haushaltsrechtliche Grenzen: Öffentliche Betriebe dürfen Material nur unter bestimmten Bedingungen verschenken oder unter Wert veräußern. Eine Ausnahme bildet der Zweck der Abfallvermeidung gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz.
Abfall vs. Nicht-Abfall: Material ist erst dann Abfall, wenn keine subjektive Verwendungsabsicht mehr besteht – wichtig für die rechtssichere Weitergabe.
Ampelsystem für Entscheidungen: Die Anlage bietet eine grün/gelb/rot-Einschätzung verschiedener Fallkonstellationen zur Materialweitergabe.
Die Teilnehmenden brachten zahlreiche Praxisbeispiele ein, insbesondere aus Fundusverwaltung, Bühnenbildentsorgung und Koproduktionen.
3. Runde der Anregungen und kollegialer Austausch
In einer offenen Diskussionsrunde wurden die rechtlichen Vorgaben mit realen Herausforderungen in den Theatern abgeglichen. Typische Problemfelder waren:
- unklare Eigentumsverhältnisse in Koproduktionen
- fehlende Lagerkapazitäten
- unterschiedliche kommunale Rechtsauslegungen
- Umgang mit kurzfristigem Materialbedarf
4. Bericht „Überwachungspflichtige Anlagen“ – Matthias Möller
Per Zoom wurde ein Update zum Stand der überwachungspflichtigen Anlagen gegeben (z. B. Lastaufnahmeeinrichtungen, maschinentechnische Anlagen der Bühnentechnik) .
Schwerpunkte:
- neue Prüffristen und Dokumentationsanforderungen
- haftungsrechtliche Aspekte der Betreiberverantwortung
- digitale Prüfdokumentation
5. Energieeffizienz im Theaterbetrieb – Ergebnisse der DTHG-Energie-Studie
Hans-Joachim Rau präsentierte die zentralen Erkenntnisse der DTHG Energie-Studie und des daraus resultierenden Leitfadens „Energieeffizienz im Theaterbetrieb“.
5.1 Ausgangspunkt der Studie
hoher Anteil der Lüftungsanlagen am Gesamtenergieverbrauch
Corona-Pandemie als Impuls für eine systematische Bestandsaufnahme
Fokus auf tatsächliche Nutzung statt Routinebetrieb
5.2 Zentrale Ergebnisse
Einsparpotenziale v. a. in Heiz- und RLT-Anlagen
– z. B. durch CO₂-gesteuerte Volumenstromregelung, bedarfsgerechte Laufzeiten
Organisatorische Hürden
– fehlende Kommunikation, unklare Zuständigkeiten, mangelnde Betreiberunterlagen
Mehrparteiensysteme (Stadt, Hochbauamt, Theaterbetrieb) erschweren Abstimmungen
Die Tagungsteilnehmenden zeigten großes Interesse an der Idee, Energieberatung direkt in den Häusern durch die DTHG anzubieten,
6. Organisationsentwicklung im Theater – Vortrag von Dirk Abels
Der Organisationsentwickler Dirk Abels stellte den Input „Von der Bühne zur Führung – wie moderne Personalmodelle das Theater zukunftsfähig machen“ vor.
6.1 Kernprobleme im Alltag technischer Betriebe
- anhaltender „Busy-Modus“
- fehlende Zeit für Führung
- Generationenkonflikte
- starre Strukturen
- mangelnde Kommunikation
6.2 Moderne Führungsansätze
- Führung ist Handwerk, kein Talent
- Ziele werden mit Menschen, nicht mit Technik erreicht
- Motivation statt Druck: mehr Eigenverantwortung und Beteiligung
- Wahrnehmung – Einschätzung – Unterstützung als Dreiklang erfolgreicher Führung
Abels betonte, dass ein Kulturwandel im technischen Bereich nur durch eine echte Stärkung der Führungsrolle gelingen kann.
Die Tagung 2025 war geprägt von der Verbindung aus technischen, organisatorischen und nachhaltigkeitsbezogenen Themen. Der Dreiklang aus Rechtssicherheit – Energieeffizienz – Personalentwicklung zeigte sich als zentrales Fundament für zukunftsfähige technische Betriebe im Theater.
Die intensive Auseinandersetzung mit Kreislaufwirtschaft, Energieoptimierung und Führungsmodellen macht deutlich:
Die Technikbereiche deutscher Theater verändern sich – und sie übernehmen zunehmend eine gestaltende Rolle innerhalb der gesamten Organisation.
Ein Folgetermin wurde für den 27. & 28. Februar 2026 im Theater Göttingen festgelegt (Zur Anmeldung). Außerdem soll es regelmäßige Online Termine im Abstand von 2 Monaten mit vorab angekündigten Impulsvorträgen geben. Der erste Online Termin soll am Freitag 16. Januar um 14 Uhr per Zoom stattfinden.




