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10. September 2022Ein Interview von Sanela Kolb (DTHG e.V.) mit Sebastian Bähr, Tech-Support & Marketing bei der CODA Audio Deutschland GmbH.
Sanela Kolb: Lieber Herr Bähr ich hoffe Sie hatten eine Gute Zeit auf der Bühnentechnischen Tagung in Ulm?
Sanela Kolb: Auf der BTT hatten wir uns über das immersive Beschallungssystem unterhalten. Was versteht man unter dieser Bezeichnung?
Sebastian Bähr: Der Begriff „Immersive Audio“ ist eine andere Ausdrucksform für den etwas eindeutigeren Begriff 3D Audio, also das Objektbasierte mischen mit räumlicher Abbilbung. Im Gegensatz zu den bekannten Wiedergabestandards Stereo oder Surround können Klangobjekte in allen drei Dimensionen und somit wirklich überall um den/die Zuhörer:innen herum positioniert werden. Die CODA Audio Lösung dafür ist der SPACE HUB Immersive Processor. Er rendert bis zu 128 Eingangskanäle bzw. Objekte auf bis zu 128 Ausgänge, also Lautsprecher oder Lautspechergruppen. Der Begriff Immersive passt deshalb so gut, weil er bedeutet, dass der/die ZuhörerInnen in eine Klangwelt abtauchen, bei der sie vergessen, dass es künstlich erzeugt ist. Es fesselt auf eine besondere Art und hilft, eine bessere Verbindung zum dargebotenen Inhalt aufzubauen.
Sanela Kolb: Welche Anwendungsbeispiele gibt es in einem Theater als feste Installation?
Sebastian Bähr: Ein Immersive Audio System wie unseren SPACE HUB wird vorrangig benutzt, um mit dem Beschallungssystem eine klare Lokalisation von Objekten und Schallereignissen erzeugen zu können. Darsteller:innen und Interpret:innen können so auch akustisch im ganzen Raum positioniert, bewegt und räumlich abgebildet werden. Das geschieht entweder von Hand oder voll automatisch durch eine Anbindung an ein Tracking-System. So kann ein Richtungsbezug hergestellt werden, aber auch die Entfernung zum gehörten Objekt akustisch abgebildet werden. Es ist also ein akustischer Unterschied zu vernehmen, ob die Signalquelle auf der Bühnenvorderkante oder weit hinten in der Szenerie bei der Hinterbühnenbeschallung steht. Über die auditive Wahrnehmung kann die Dramaturgie von Schauspielstücken also ganz anders unterstützt werden.
Auch für musikalische Darbietungen wie zum Beispiel Sinfoniekonzerte, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Der Klangkörper besteht aus vielen Instrumenten und ist in der räumlichen Abbildung komplexer, als es mit klassischem Panning auf die beiden Stereokanäle reproduzierbar ist. Durch das vielseitigere 3D Panning in Breite, Höhe und Tiefe, können einzelne Instrumente oder Instrumentengruppen viel besser positioniert werden und setzen sich im Mix viel besser durch. AnwenderInnen berichten oft davon, dass sie viel weniger Processing mittels Equalizern oder Eingriffen in die Dynamik benötigen, um beim Mixing in 3D eine Durchsetzungsfähigkeit einzelner Signale im Mix zu schaffen.
Ergänzend bietet unser SPACE HUB eine Reverb-Engine. Mit dieser können künstliche Räume geschaffen und Objekte in diesen platziert werden. Zum Beispiel in einer kleinen Berghütte oder einer riesigen Kathedrale. Da es sich um einen Algorithmischen Reverb mit zahlreichen Parametern handelt, sind die Möglichkeiten schier endlos.
Sanela Kolb: Ihre Produkte werden komplett im eigenen Haus produziert! Werden die Elektronikteile auch im eigenen Werk produziert und welche Erfahrungen haben Sie dadurch gemacht, dass alles aus einer Hand kommt?
Sebastian Bähr: Ja, es war und ist uns bei CODA Audio sehr wichtig, unabhängig zu sein und die Kontrolle über alle relevanten Fertigungsprozesse zu haben. Das fängt damit an, dass wir all unsere Schallwandler selbst entwickeln und produzieren. Wir sagen immer gerne „vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt“. Der Grund dafür ist, das wir auf diese Weise eine konstant hohe Qualität bieten können,und Abhängigkeiten von Zulieferern auf ein Minimum reduzieren. Auch Elektronik wird bei uns gefertigt. Hier beziehen wir alerdings sorgfältig ausgewählte Halbwaren und OEM-Produkte. Das selbstständige Bestücken von Platinen hat es – zumindest bis dato – noch nicht in unsere eigenen Produktionshallen geschafft.
Sanela Kolb: Das Unternehmen wächst stetig und Sie sind auf suche nach neuen Mitarbeiter. Ist es schwierig neue Teammitglied er zu bekommen?
Sebastian Bähr: Ja, insbesondere in den letzten 5 Jahren, also seit der Umstrukturierung des Vertriebs und der Erweiterung unseres Portfolio durch viele innovative Produkte und intuitive Softwarelösungen verzeichnen wir ein gesundes Wachstum. Das betrifft sowohl unsere öffentliche Wahrnehmung und Reputation, als als auch die wirtschaftliche und personelle Entwicklung innerhalb der Unternehmensgruppe.
Die Suche nach neuen MitarbeiterInnen hat bisher stets gut funktioniert. Wir haben ein sehr bunt gemischtes Team, mit vielfältigen Lebensläufen, Erfahrungswerten und vor allem auch Netzwerken. Wenn es einen Bedarf gab, konnten wir diesen bisher immer mit passenden Persönlichkeiten aus diesen bereits bestehenden Netzwerken besetzen. Darüber hinaus geben wir bei CODA Audio aber auch Berufseinsteigern eine Chance. Wir bilden aus und bieten Praktika für SchülerInnen und StudentInnen an. Das Vertriebsteam in Deutschland bestand in 2017 z.B. noch aus drei Mitarbeitern. Mittlerweile sind wir zu acht. Ergänzend kommen noch MitarbeiterInnen sorgfältig ausgewählter Vertriebspartner-Unternehmen für bestimmte Regionen oder Marktsegmente hinzu. Und das nur in Deutschland.
Sanela Kolb: Wird sich in Zukunft in den Beschallungssysteme etwas ändern?
Sebastian Bähr: Klar, die einzige Konstante ist der Wandel. Um ein branchennahes Beispiel heranzuziehen, würde ich sagen, braucht es eine Revolution, wie den Umbruch vom Halogenstrahlern zur LED-Technik auch in der Beschallung. Bei CODA Audio verfolgen wir schon seit Unternehmensgründung den Ansatz, Beschallungstechnik anders und auch mal komplett neu zu denken. Wir beschreiten gerne und kontinuierlich neue Wege und sind Initiator vieler zukunftsweisender Technologien und Designs, wie beispielsweise dem Doppel-Ringmembran-Kompressionstreiber. Als Resultat heben sich unsere Lautsprechersysteme schon Heute deutlich durch ihre Effizienz ab; bei maximaler Performance sind sie wesentlich kleiner, leichter, kompakter und energiesparender als bisher bekannte Lösungen am Markt. Für uns bei CODA Audio sieht so die Zukunft von Beschallungssystemen aus.
Sanela Kolb: Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg!
CODA Audio Deutschland GmbH im Web: Webseite
Interview: Sanela Kolb (Vorstand DTHG e.V.)
Fotos: Sebastian Bähr (CODA Audio Deutschland GmbH)