PANTHEA: Theater, Oper und Performances zugänglich machen
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Ein Interview von Sanela Kolb (DTHG e.V.) mit Michael Hünteler, Sales Director bei der Pan Acoustics GmbH
Ein Firmenjubiläum ist der perfekte Anlass nicht nur um zu feiern, sondern auch um über die eigene Vergangenheit und Zukunft zu sprechen. Wie hat alles begonnen und wo geht in der Zukunft die Reise hin?
Ich bin der Einladung nach Wolfenbüttel gefolgt und war mir sicher es gibt gute musikalische Begleitung mit perfektem Klang, samt Verköstigung und Firmenbegehung. Ja, das gab es auch, aber erst zum frühen Abend. Pan Acoustics hatten den Tag perfekt geplant mit ganztägigem Fortbildungsprogramm. Ich durfte viel Neues dazu lernen über Konzerte im virtuellen Raum, über perfekte Akustik per Knopfdruck, die Zukunft
des vernetzten AV und das Emotionalisieren von Marken durch Klang. Der Gründer und Firmeninhaber Udo Borgmann führte die Werksbesichtigung durch und hatte für jeden Raum eine eigene kleine Geschichte auf Lager. Wir durften in den hauseigenen Testraum hinein schauen, in Produktionsräume, Büroräume und die Entwicklungsabteilung. Jede Abteilung hat seinen eigene Pausenraum. Auf die Frage warum das so sei, erwiderte Udo: „Ein glücklicher Mitarbeiter ist ein guter Mitarbeiter, viele glückliche Mitarbeiter machen eine erfolgreiche Firma!“ Recht hat er.
Zum Abschluss der Besichtigung ging es auf die Dachterrasse mit atemberaubenden freien Blick über den Harz.
Beim Flanieren auf der Dachterrasse erblickte ich eine Grundstücksfläche vor dem Firmengebäude. Udo erfüllt sich hier seinen langgehegten Wunsch, ein Amphitheater zu bauen. Der Grundstein ist bereits gelegt und ich freue mich jetzt schon auf das fertige Amphitheater. Mit Michael Hünteler, Sales Director Pan Acoustics, hatte ich dann die Gelegenheit ein Interview zu führen.
1. Beginnen wir am Anfang eurer Geschichte: Wie hat das alles für euch begonnen?
Michael Hünteler: Begonnen haben wir ganz klein. Unser Geschäftsführer und Gründer von Pan Acoustics, Udo Borgmann, wagte in 2002 als studierter Elektroingenieur für Funk- und Nachrichtentechnik den Schritt in die Selbstständigkeit. Projekte wie ein Surroundsystem im Auto, das mit vielen unter dem Pkw-Dach verbauten Lautsprechern für angenehmen und unangestrengten Musikgenuss während der Fahrt sorgt oder Unterwassersound in Badewannen von Luxushotels brachten noch nicht den Durchbruch. Auch mit einem selbstentwickelten System zur kabellosen Audioübertragung via Funk im Jahr 2003 waren wir unserer Zeit noch zu sehr voraus.
Aber als Udo 2005 von einem Kirchenbesuch in schlechter Akustik inspiriert wurde und damit die Geburtsstunde unserer Pan Beam Serie mit Lautsprechern mit Beam Steering Technologie schlug, ging es langsam aber stetig bergauf mit dem Unternehmen.
2. Gab es zu Beginn auch Zweifel beim Schritt, eine Firma zu gründen?
Michael Hünteler: Na klar, so was ist immer ein großes Wagnis mit ungewissem Ausgang. Da ist so ein Angestelltenverhältnis bestimmt oft entspannter. Aber wie sagt man so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Udo trägt als Geschäftsführer viel Verantwortung für das ganze Team und die dazugehörigen Familien. Das ist gerade in heutigen Zeiten besonders herausfordernd. Aber: Du kannst selbst gestalten und Dich und die Firma jederzeit neu erfinden! Das ist genau das Ding von unserem visionären Chef!
3. Von Rock‘n‘Roll zum Theater, welche Steine gab es aus dem Weg zu räumen?
Michael Hünteler: Wenn Du neu in der Branche bist, musst Du Dich erst einmal durchbeißen und einen Namen machen. Gerade wenn die Produkte nicht zu Discounterpreisen zu haben sind. Mit dem Klang und der „Made-in-Germany“-Qualität können wir aber in (fast) jedem Bereich überzeugen. Nur laut zu sein führt nämlich nicht immer ans Ziel. Musik- und Sprachwiedergabe sollte auch immer authentisch, verständlich, unauffällig und angenehm sein. Von daher konnten wir eigentlich bisher gut über jeden Stein drüber klettern.
4. Was sind die wichtigsten Momente und Herausforderungen bei der Ausstattung eines Theaters mit Beschallung?
Michael Hünteler: Ein Theater ist ein eigener Kosmos und hat ein wahres Eigenleben. Das meine ich übrigens nicht abwertend. Da gehst du nicht einfach rein und sagst: „Hallo, ich bin da und habe tolle Lautsprecher.“ Da gibt es einen Karteikasten und man ruft bei Beschallungsfragen Firma X/Y an, weil diese seit Jahren mit Rat und Tat und zuverlässiger Arbeit zur Seite steht. So einen Kontakt kannst du in der Regel nur „erben“. 😉
Ich habe festgestellt, dass es im Theater wichtig ist, mit der richtigen Abteilung und den richtigen Ansprechpartnern auf Augenhöhe zu sprechen. Wenn es dir gelingt, die Bedürfnisse, Sorgen und Nöte zu verstehen und dann eine gute und nachvollziehbare Lösung präsentieren, die auch den Nerv dieses Personenkreises trifft, bist du im Rennen. Dann kann kommen was oder wer will. Du hast dann einen Stein bei denen im Brett. Ich mag so etwas, weil es für mich dann auch um die Sache beziehungsweise Aufgabenstellung geht. Für mich ist es immer wichtiger geworden, nach einem erfolgreichen Abschluss mit erhobenem Haupt und einem ehrlichen Blick in die Augen des Gegenübers wiederkommen zu dürfen. Und dann bist du in Beschallungsfragen in deren Karteikasten!
5. Wie hat sich die Branche seit der Gründung des Unternehmens entwickelt und wo seht Ihr die Zukunft im Theater?
Michael Hünteler: Die Branche hat sich massiv verändert. Nicht zuletzt durch “Corona“. Das hat sehr vieles und auch uns verändert. Aber ich sehe das auch als Herausforderung und Chance sich neu aufzustellen und zu positionieren. Die alte Garde hat zum Teil die Chance ergriffen, sozialverträglich in den vorgezogenen Ruhestand zu gehen und die neue Garde steht in den Startlöchern, um Neues zu wagen. Wir haben auch in Zeiten von Corona nie aufgegeben und den Blick nach vorne gerichtet. So haben wir im Februar 2022 mit der Firma ACS (Acoustic Control Systems) fusioniert und verfügen nun über ganz andere Möglichkeiten und Lösungen für den Bereich Theater, Opernhäuser und Musical-Arenen. Das ist und wird sehr spannend!
6. Welcher Lernprozess war der größte in den ganzen Jahren?
Michael Hünteler: Dass es sich immer lohnt weiterzumachen und man nie aufgeben darf! Wenn es mit einer Idee nicht geklappt hat, haben wir nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern noch einmal genau geprüft und hingehört, was der Markt braucht und dies in unsere nächsten Produktentwicklungen mit aufgenommen. Ich glaube, das hat uns bisher tatsächlich am meisten geholfen: dem Kunden zuzuhören und gemeinsam die passende Beschallungslösung für die entsprechende Anwendung zu entwickeln.
7. Wie verbunden fühlt ihr euch mit der Region und eurem Standort?
Michael Hünteler: Wusstest Du das Jägermeister aus Wolfenbüttel kommt? Vielleicht nicht, aber Jägermeister kennst Du auf jeden Fall. Wir sind hier in Wolfenbüttel und in der Region durch den Firmenneubau in 2020 deutlich sichtbarer geworden, aber gelten doch eher als „Hidden Champion“. Das hängt aber auch mit unserem hohen Exportanteil zusammen. Gut 70 bis 80 Prozent unserer Projekte werden im Ausland realisiert mit unseren „Made-in-Wolfenbüttel“-Produkten. Auch wenn wir uns manchmal wünschten, vor Ort noch stärker wahrgenommen zu werden, sind wir sehr zufrieden an unserem Standort. Du musst mal von unserer Dachterrasse im 3. Stock schauen. Da blickst Du über Felder und Wälder bis zum Brocken im Harz. Das ist schon schön.
8. Wie motiviert Ihr euer Team seit 20 Jahren?
Michael Hünteler: Im Grunde habe ich die Frage oben schon angefangen zu beantworten. Die Leidenschaft zu erhalten und Wertschätzung füreinander sind der Schlüssel. Jeder bei Pan Acoustics lebt und liebt das, was er tut. Das ist meiner Meinung nach unbezahlbar. Das ist aber auch genau die Herausforderung, diese Leidenschaft jedes einzelnen zu fördern und zu behalten.
Nur am Rande: Wir haben bei Pan Acoustics eine sehr geringe Fluktuation und auch der geringe Krankenstand der Mitarbeiter sprechen für das gesunde Arbeitsklima in unserer Firma.
Respekt und Anerkennung kosten nicht viel Geld, machen aber das Miteinander angenehm und produktiv. Dann kommen auch gute Ideen und Produkte dabei heraus. Weil sich jeder mit Liebe und Leidenschaft einbringt.
9. Was zeichnet Pan Acoustics aus und worauf seid Ihr stolz?
Michael Hünteler: Uns zeichnet definitiv aus, dass wir auf jede Fragestellung die passende Antwort finden. Selbst wenn der Kunde die Frage noch nicht einmal gestellt hat. 😉 Nein, im Ernst, unsere Entwicklung verfügt über so viel Expertise und Know-how, dass wir technologisch ziemlich breit aufgestellt sind. Vielen ist ja gar nicht bekannt, dass wir nicht nur „Lautsprecher können“, sondern auch im Bereich der Elektronik für Signalisierung unterwegs sind. Einem Ingenieur ist halt nichts zu schwör. 😉
Richtig stolz sind wir darauf, dass unsere Systeme so verlässlich und ausdauernd laufen. Das spricht für die hohe Qualität und ist nachhaltig. Daher geben wir auch 10 Jahre Garantie auf unsere Produkte, sogar auf die verbaute Elektronik.
10. An was erinnerst Du Dich besonders gerne zurück?
Michael Hünteler: Oh, da gibt es viele schöne Erinnerungen. Einmal zum Beispiel hat sich ein Kunde mit Tränen in den Augen nach einer Vorführung unserer AMT-Lautsprecher bei mir bedankt, weil ihn der natürliche und zugleich ausdrucksstarke Klang so berührt habe. Da geht mir das Herz auf. Denn vor allem bei Konzerten oder auch Theatervorführungen und Musicals geht es viel um Emotionen und das ist auch genau mein Ding.
11. Wo seht Ihr euch in ungefähr 5 Jahren?
Michael Hünteler: Ui, der Blick in die Glaskugel… In 5 Jahren sind wir weiterhin ein Stückchen mehr gesund gewachsen, haben unser Raumakustiksystem verfeinert und erfreuen damit viele Zuschauer und Zuhörer.
Das Amphitheater auf dem Pan Acoustics-Areal hat einen vollen Veranstaltungskalender und bietet – neben Klassikkonzerten mit Outdoorakustiksystem – auch jungen Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern eine Bühne für Gesang, Konzert und Theater. 😊
12. Was bedeutet für euch dieses 20-jährige Firmenjubiläum?
Michael Hünteler: Es zeigt uns, dass es uns echt schon 20 Jahre lang gibt! Wahnsinn! In dieser Zeitspanne sind wir nicht nur zu einem super Team zusammengewachsen und haben tolle Projekte realisiert. Wir haben auch ein großes Netzwerk mit Vertriebspartnern und Geschäftsfreunden aufgebaut, in dem sich feste Freundschaften und verlässliche Kontakte gebildet haben. So hält man auch die Coronazeit und jetzt die Phase der Rezession gemeinsam durch. Wir sehen uns als ganzheitliche Pan-Familie. Da passt auch unser Firmenname sehr gut zu, denn „Pan“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „ganz“, „allumfassend“.
Zu unserem Jubiläum haben wir daher eine große Feier gemacht, um allen Wegbegleitern der letzten Jahre zu danken und gemeinsam gen Zukunft zu schreiten.
Ich wünsche dem gesamten PAN Acoustics Team alles Gute und weiterhin den perfekten Klang für unsere Ohren.
Mehr Infos: www.pan-acoustics.de
Text: Sanela Kolb
Bilder: Pan Acoustics GmbH, Sanela Kolb