
Treffen der Region Ost am 12. Oktober in Altenburg
17. Oktober 2022
Firmenjubiläum: 20 Jahre Pan Acoustics
18. Oktober 2022Ein Interview von Sanela Kolb (e.V.) mit David Maß Vize, Geschäftsführer und Übertitler bei PANTHEA
1. Erst einmal herzlichen Willkommen bei der DTHG. Herr Maß, was hat Sie dazu bewegt, bei uns als Mitglied beizutreten?
Es muss hier nicht heißen „was“ sondern „wer“: Hubert Eckart. Er hat uns mit seinem Enthusiasmus und seinen Besuchen überzeugt und dafür gesorgt, dass wir richtig Lust bekommen haben, Teil der DTHG zu werden, den neuen Schwerpunkt des Einsatzes digitaler Medien und Instrumente im Theater voranzutreiben und sich mit Gleichgesinnten und Interessierten auszutauschen. Wir verstehen uns als Systemintegratoren im Bereich Zugänglichkeit für die Darstellenden Künste auf dramaturgisch-technischer Ebene und arbeiten am liebsten mit Partner:innen zusammen, die selbst eine Expertise mitbringen, offen für einen gegenseitigen Austausch sind und Herausforderungen lieben.
2. Ihr Unternehmen PANTHEA mit Büros in Berlin und Paris hat sich in dem Bereich der Übertitelung und Accessibility spezialisiert. Wie sind Sie seinerzeit auf diese Geschäftsidee gekommen?
Anders als in der Oper, die dieses Gewerk im Jahre 1984 in Toronto erfunden und institutionalisiert hat, gab es vor gut 20 Jahren noch sehr wenig bis gar keine professionelle Übertitel im Sprechtheater.
Nach meiner ersten Übertitelung des englischsprachigen HAMLETs von Peter Brook bei den Berliner Festspielen hatte ich Feuer gefangen und eine Nische entdeckt, die ich seitdem mit vielen wunderbaren Weggefährt:innen ausgebaut und professionalisiert habe. Es geht im Großen und Ganzen darum Brücken zum und ins Theater und die Oper zu bauen: Intensivierend für alle, die schon da, aber vor allem für diejenigen die bisher ausgeschlossen oder vernachlässigt waren.
3. Für wen ist dieses System noch interessant, neben den Theatern und Opernhäusern?
Unser Accesibility-System panthea.live beruht auf dem Grundgedanken, dass man Barrieren besser ab- und Brücken besser aufbauen kann, wenn man die Möglichkeit hat, Zuschauer:innen auch einzeln adressieren zu können, da jede:r unterschiedliche Bedürfnisse haben kann. Daher haben wir an der Möglichkeit gearbeitet, individuelle Zugänge zu schaffen, u.a. für taube Menschen, schwerhörige Menschen, blinde Menschen, fremdsprachige Menschen, Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder einer Lernschwäche.
Darüber hinaus kann die Fähigkeit von panthea.live Inhalte (Video, Audio, Text, Grafiken) ferngesteuert über W-Lan auf Mobile Devices (Smartphones, Tablets, Datenbrillen) zu triggern auch künstlerisch oder bei Sitespecific Performances eingesetzt werden, wo eine klassische Übertitelung nur schwer möglich ist.
4. Spannend finde ich Ihre Software [S], zumal dieses System auch für Streaming sehr interessant ist. Welche Anwendungsmöglichkeiten bietet die Software?
[S] steht für Spectitular und ist das Herzstück unseres Schaffens. Als professionelle Übertitler:innen haben wir lange unter ungeeigneten Programmen für unser Schaffen leiden müssen.
Daher haben wir 2016 beschlossen unser Glück in die Hand zu nehmen und selbst ein Programm zu entwickeln, das all unsere praktischen Erfahrungen und Utopien schrittweise in einem digitalen Tool umsetzt und unsere Arbeit durch die Erweiterung der Möglichkeiten auf eine andere Ebene hebt. Seitdem entwickeln wir [S] kontinuierlich weiter, auch durch das Feedback unserer Nutzer:innen.
Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir mit der Software einerseits den klassischen Workflow einer Produktion von der Spielfassung zum fertigen Übertitel mitsamt Qualitätsmanagement abbilden können, und andererseits zusätzliche Funktionen und Einsatzmöglichkeiten abdecken können, die uns z.B. während der Hochphase von Corona geholfen haben, digitale Streaming-Formate, live gefahrene Untertitel und hybride Formate anbieten zu können. Einmal pro Jahr veröffentlichen wir eine neue Version, die alle neu entwickelten Features beinhaltet und allen Partner:innen und Nutzer:innen zur Verfügung steht.
5. Werden wir auf der Stage Event Tech 2023 in Berlin die Möglichkeiten haben, das System kennenzulernen?
Wir waren mit panthea.live schon auf der BTT in Ulm präsent und ich gehe fest davon aus, dass man in Zukunft noch öfters die Gelegenheit haben wird, dieses innovative individuelle Accessibility System kennenzulernen, spätestens auf der SET 23 in unserer Heimatstadt Berlin.
Und wer vorher Interesse hat, kann sich gerne bei uns melden.
6. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Dass wir alle wieder ohne Einschränkungen unserem Beruf nachgehen können und wir weiterhin das Glück haben, mit so vielen tollen, intelligenten, kreativen Menschen gemeinsam an spannenden Projekten zu arbeiten, die das Theater ins 21. Jahrhundert überführen und die Häuser für neue Zuschauerschichten öffnen, die dazu beitragen werden, dass man gemeinsam stärker wird – so wie es schon immer die Aufgabe des Theaters war und ist!
Mehr über PANTHEA erfahren: http://www.panthea.com