von Wesko Rohde
Was machen denn eigentlich die ganzen vielen Beauftragten unterschiedlicher Couleur, wenn ihr Beauftragungsziel erreicht ist?
Genau, sie machen weiter.
Klingt komisch, ist aber so! Anders: Manchmal schließt man Arbeiten ab und dann sind Ferien – fürs Erste zumindest. Garage aufräumen, Hecken schneiden, Küche streichen. Alles Dinge die früher oder später wieder gemacht werden müssen, aber sie rechtfertigen keine hauptamtlichen Küchen – oder Heckenbeauftragten.
Ganz anders auf den Feldern der Nachhaltigkeit oder Sicherheit oder beim Brandschutz oder was auch immer in der nachhaltigen Beauftragtenkreation.
Theater sind die sichersten Betriebe, das sagen die Statistiken. Auf jeder Baustelle passieren 10x so viel Unfälle, im Theater ist der Heimweg die größte Hürde. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Auch arbeiten viele Theater bereits nachhaltig und in einer soliden Kreislaufwirtschaft, wie wir in unseren Green Book Workshops erfreulicherweise feststellen. Das reicht aber offensichtlich nicht. Irgendwo ist noch ein Plastikstrohhalm im Einsatz. Oder Lieschen Müller kommt noch immer mit dem Auto vom Dorf in ihr Abo. Das muss sich ändern.
Lieschens verhalten wird akribisch in Tabellen aufgeschrieben, ohne das Lieschen die jemals zu Gesicht bekommt.
Das einmal im Jahr und es soll sogar zur Pflicht werden. Danke. Darauf haben wir gewartet, weil wir ja sonst nichts zu tun haben. Aber was ist mit unseren Häusern und der Technik?
In den Nachhaltigkeitsbeauftragtengruppen habe ich bisher kaum Leute aus speziellen Fachgebieten der Haus- und Betriebstechnik getroffen, dafür aber jede Menge Theaterpädagogen, Dramaturgen und sogar einen engagierten, in völliger Angst- und Ahnungslosigkeit agierenden Musiker eines Orchesters. Sie nennen sich Experten und haben den weltweiten Strohhalmen und Umverpackungen den Kampf angesagt.
Warum sind es diese Leute, die anstelle von Technikern agieren und den Theaterbetrieb bestenfalls von der Ersatzbank her kennen?
Weil die technischen Abteilungen dafür schlicht keine Zeit haben. Irgendwer muss ja dafür sorgen, dass am Abend der Lappen hochgeht.
Und dann noch das schnöde Geld. So lockt man ganz unverhohlen in Anzeigen mit dem Mammon. Für die Glaubwürdigkeit der Motive sicher keine gute Allianz.
Mit Bilanzierungen zum Beispiel lässt sich durch fachfremde “Spezialisten” verlässlich Geld verdienen. Das alles ohne Kenntnis des Sachstands und ohne großen Aufwand. Für die nachhaltigen Beutelschneider des CO2 konformen Ablasshandels eine Goldgrube. Und wer widersetzt sich den hehren Zielen? Man will ja nicht zur anerkannten Umweltsau mutieren, die Ecke ist für jede Form der Kritik immer frei.
Nun würden wir es wirklich gern anders machen und wirklich erheblich CO2 reduzieren: Aber, keine Chance!
Die Beauftragten sind schon da…mit oder ohne Jodeldiplom.
Als ich kürzlich in einer “Expertenrunde” zu Theaterdekorationen und Theaterplastik fragte, ob die Verwendung von Styropor denn besser wäre als die von Calciumsulfat beispielsweise, erhielt ich zur Antwort: “Hmm, das eine ist ja Styropor, das ist nicht so gut, und das andere klingt sehr nach Chemie.”
Stimmt, Calciumsulfat ist auch Chemie, umgewandelt in simplen Schnellgips. Von organischer oder anorganischer Chemie fange ich gar nicht erst an..
Wenn ich von etwas keine Ahnung habe, frage ich doch mal nach und tue nicht so als hätte ich welche?
„Glücklich ist, wer jegliches Schamgefühl verloren hat“, sagt mein Sohn bei dieser Gelegenheit immer treffend und macht seinen Vater damit sehr glücklich.
Nicht selten unterhalte ich mich mit Handwerkern, die oft unaufgeregt hochinteressante und einfache Mischlösungen empfehlen oder zu denken bereit sind, die in der Anwendung zu erheblichen Einsparungen beitragen könnten. Leider werden die nicht gefragt oder sie stehen im Keller oder auf dem Dach, um die notwendigen Arbeiten zu erledigen. Diese Leuten fehlen wirklich.
Warum sind es diese Personen, die anstelle von Leuten der Technik agieren.
Beauftragte zu Dachdeckern – dann klappt’s auch mit der Energiewende.
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Hubert Eckart hat dem nichts hinzuzufügen….aber ein kleines Gedicht parat:
Ich ging zum Wein und ließ mich nieder
Am langen Stammtisch der Nöckerbrüder.
Da bin ich bei einem zu sitzen gekommen,
Der hatte bereits das Wort genommen.
“Kurzum” – so sprach er -, “ich sage bloß,
Wenn man den alten Erdenkloß,
Der, täglich teilweis aufgewärmt,
Langweilig präzis um die Sonne schwärmt,
Genau besieht und wohl betrachtet
Und, was darauf passiert, beachtet,
So findet man, und zwar mit Recht,
Daß nichts so ist, wie man wohl möcht.
Wilhelm Busch