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SHOWTECH is back
Die bühnenreife Liebeschronik zwischen DTHG und Theatertechnikmesse
Die Geschichte der SHOWTECH nahm im Jahre 1984 in Berlin ihren Anfang. Erstmalig wurde sie vom 15.-17. August 1984 von der Messe Berlin veranstaltet, um dem Boom in der Theatertechnik eine Plattform zu bieten. Damaliges Ziel war es, eine Ausstellungsfläche von 9.000 Quadratmetern zu vermieten und 5.000 Fachbesucher zu gewinnen. Von einer Zusammenarbeit mit der DTHG war in diesem Jahr noch nicht die Rede.
Ab 1986 fungierte die DTHG als ideeller Träger der Messe und organisierte das Kongressprogramm. Die SHOWTECH fand ab sofort alle zwei
Jahre im Wechsel mit der Bühnentechnischen Tagung statt. In einer Vorstandssitzung während der BTT 1986 in Friedrichshafen wurden Beschlüsse für die weitere Zusammenarbeit mit der SHOWTECH gefasst. Im Protokoll heißt es dazu:
Die DTHG will sich an der nächsten SHOWTECH als ideeller Träger beteiligen. Die Teilnahmegebühren für den Besuch der SHOWTECH-Ausstellung und des Kongresses müssen für DTHG-Mitglieder ähnlich denen bei Bühnentechnischen Tagungen sein. Weiter muß die Jahreshauptversammlung terminlich so gelegt werden können, dass ein Besuch der SHOWTECH und des Kongresses möglich ist.
Auf der SHOWTECH 1988 trat die DTHG als beteiligter Träger auf, organisierte die Kongressreihe „Veranstaltungstechnik“ und plante zum ersten Mal auch die Durchführung der DTHG Mitgliederversammlung im Rahmen der SHOWTECH.
Im Nachbericht bilanziert der Verband:
Die SHOWTECH Berlin ’88 ging nach dreitägiger Dauer auf dem Messegelände Berlin (Halle 11.1-15.1) und im ICC Berlin erfolgreich zu Ende. Allgemeiner Tenor bei Ausstellern, Fachbesuchern und Kongressteilnehmern: die SHOWTECH Berlin hat sich bei ihrer dritten Veranstaltung am Markt durchgesetzt. Auch das Bestreben, dem europäischen Veranstaltungsmarkt ein zentrales Forum zu verschaffen, konnte dabei erreicht werden. Die 102 Aussteller und 16 zusätzlich vertretenen Firmen aus 12 Ländern (1986: 81 Aussteller/15 zusätzlich vertretene Firmen) äußerten sich zum Abschluss der Fachmesse überaus positiv, hoben den hohen fachlichen Wert und die guten Kontaktmöglichkeiten zu den 2768 Fachbesuchern (1986: 2273) aus dem gesamten europäischen Raum hervor. An den drei Messetagen wurden insgesamt 3730 Besucher gezählt.
Im Jahr 1989 finden sich erste Hinweise über die Einführung eines von der DTHG verliehenen Preises:
Es gibt den Vorschlag, im Rahmen einer eigenen Informationsschau, gute und wirtschaftliche Lösungen von technischen Problemen an Theatern, in Hallen und Film- und Fernsehateliers, zu präsentieren, mit Beispielen aus den Bühnen und Veranstaltungsbetrieben, aber auch aus den Werkstätten. In diesem Zusammenhang wurde die Stiftung eines Preises für die beste Umsetzung einer künstlerischen Idee diskutiert. Der Preis soll von der Industrie gestiftet und von der DTHG im Rahmen der SHOWTECH verliehen werden.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung wächst die SHOWTECH im Lichte einer boomenden Veranstaltungsbranche immer weiter, stets eng verbunden mit dem Fachverband DTHG.
Parallel zur 8. SHOWTECH im Juni 1997 feierte die DTHG ihr 90-jähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt gab es mehr als 1380 Veranstaltungsorte mit 3.600 Spielstätten in Deutschland, darunter 375 Theater und 625 Mehrzweckhallen. Insgesamt verzeichnete man 150 Millionen Besucher bei 410.000 Veranstaltungen.
An den deutschen Theatern arbeiteten im Jahre 1997 16.000 Mitarbeiter im künstlerisch-technischen Bereich, ca. 5.000 festangestellte Techniker in Mehrzweckhallen und 3.000 selbstständige technische Dienstleister wurden gezählt. Auch wenn nicht überliefert ist, wie diese Zahlen ermittelt wurden, geben sie einen bemerkenswerten Einblick in die Branche nach der Wiedervereinigung.
Nach der SHOWTECH 2001 wird erstmals darüber berichtet, die Veranstaltung durch die Messe Berlin in ein Joint Venture mit der Messegesellschaft Reed zu überführen, um in Zukunft noch weiter zu wachsen.
Karin Winkelsesser kommentierte damals die Überlegungen skeptisch:
Berlin ist immer eine Reise wert, auch zur SHOWTECH. Die touristische Attraktion der Stadt und die Verlängerung zum Wochenende hin hat sicherlich zur Steigerung der Besucherzahlen beigetragen. Gleichwohl hat sich auch gezeigt, dass die Fachmesse an Grenzen stößt, wenn der Profitzwang zu einer größtmöglichen Öffnung zu benachbarten Branchen führt, die den Kernbereich „Theater“ verwischen.
Karin Winkelsesser
Ende des Jahres 2001 sah sich der Vorsitzende Thomas Meissner zu folgender Stellungnahme veranlasst:
Nach ausgiebigen Diskussionen und Abstimmungsgesprächen mit persönlichen Mitgliedern und Firmenmitgliedern hat sich der Vorstand der DTHG für eine Weiterführung der ideellen Trägerschaft der SHOWTECH, die das nächste Mal vom 7.-9. Mai 2003 wieder in Berlin stattfinden wird, entschieden. Damit hat ein neuer Abschnitt in den Beziehungen der DTHG zur SHOWTECH begonnen. Die DTHG, mit 1600 Mitgliedern der größte deutsche Fachverband für Veranstaltungstechnik, bekennt sich mit seinem Engagement für die SHOWTECH zur Fortsetzung einer bewährten Zusammenarbeit unter neuen Vorzeichen. Die traditionelle Kooperation, die sich über viele Jahre entwickelt hat, ist auf eine neue Basis gestellt. Gemeinsam mit der Messe Berlin Reed GmbH als Veranstalter und kompetenter Arbeitspartner werden deutliche Steigerungen der Besucher- und Ausstellerzahlen angestrebt, um die Position der SHOWTECH als bedeutende internationale Veranstaltung zu stärken und auszubauen. … Die DTHG setzt mit dieser Kooperation auf Zukunft und Entwicklung, auf Dialog und Erfolg.
Die Debatten um die Konkurrenz der Messen sind indes noch nicht zu Ende. In einem Bericht über die prolight+sound 2002 ist zu lesen:
In Frankfurt wurde besonders deutlich, dass es bei dem Konkurrenzkampf, der unter den Messegesellschaften ausgebrochen ist, zu- nächst um Masse geht: Die Zahl der Ausstel- ler und die Zahl der Besucher entscheiden über Erfolg und Misserfolg und entsprechend um die Bedeutung, die die jeweilige Messe im Gesamtgefüge der Messegesellschaft hat. … Die branchen- und verbandsinternen Auseinandersetzungen über den optimalen Messestandort und die jeweils gewünschte Bandbreite des Ausgestellten wurden bei den Standgesprächen weiter geführt. Der Konkurrenzkampf wird härter, denn eines wurde auch deutlich: Der zu verteilende Kuchen ist kein Hefeteig – er geht nicht auf und wird nicht größer – im Gegenteil. Die Verbände geraten natürlich auch zunehmend unter Druck, sich zu der einen oder anderen Messe zu „bekennen“ und ihre Klientel dorthin zu ziehen. Vorbei scheint in Zeiten der globalisierten Wirtschaft eine friedliche Koexistenz – entweder oder ist angesagt. Wird am Ende bei diesem Konkurrenzkampf wieder der Besucher das Nachsehen haben? Im Moment scheinen es eher die Aussteller zu sein, die durch die zunehmende Konkurrenz unter den Messen in Entscheidungszwänge des Für und Wider gebracht werden.
Nach einer wenig erfolgreichen SHOWTECH 2003 wurde die Messe ab 2005 nur noch von der Messe Reed veranstaltet, die Messe Berlin hatte sich aus dem joint venture zurückgezogen.
Auf zu neuen Ufern: das nächste große Ereignis für die DTHG ist die SHOWTECH vom 1.-3. Juni 2005. Die DTHG ist wieder Kooperatonspartnerin der Messe Reed und somit in intensivem Kontakt mit den Projektleiterinnen zur Abstimmung der Messe- und Verbandsaktivitäten auf der SHOWTECH.
2007 feierten die DTHG und die BTR ihr hundertjähriges Jubiläum auf der SHOWTECH im Theater Potsdam.
Für die SHOWTECH 2009 organisierte die DTHG unter dem Motto „Veranstaltungstechnik im 21. Jahrhundert – ein Spagat zwischen Tradition und Innovation“ ein anspruchsvolles Kongressprogramm. Zum ersten Mal gab es mit Polen ein Gastland der SHOWTECH. Ebenfalls zum ersten Mal gab es eine Diskussionsrunde zum Thema „Frauen in der Veranstaltungstechnik“.
Im Rahmen der SHOWTECH 2011 wurde erstmals der WIZARD-Award ausgelobt, ein Preis für die kreativste und originellste Umsetzung einer künstlerischen Idee in einer Live-Veranstaltung.
Im Frühjahr 2013 wurde der Kooperationsvertrag zwischen der DTHG und der Reed Exhibitions Deutschland GmbH aufgrund von Spannungen beendet.
2014 startete die DTHG gemeinsam mit der Messe Berlin eine neue Veranstaltung, die Stage|Set|Scenery. Es reifte die Idee, mit dem WELTENBAUER AWARD einen neuen Branchen-Award zu etablieren. Die erste Ausschreibung für den WELTENBAUER AWARD startete 2015, parallel zu den Vorbereitungen für die erste Stage|Set|Scenery, die 2015 ihre Premiere in Berlin feierte.
Die Ankündigung des Programms für die Stage|Set|Scenery klingt verheißungsvoll:
Die erste Stage|Set|Scenery 2015 bietet ein umfassendes und vielseitiges Kongressprogramm, das die DTHG erarbeitet hat. Die „stage technology conference“ umfasst mehr als 140 Veranstaltungen, etwa Vorträge, Workshops, Präsentationen, Podiumsdiskussionen und Roundtables. Zum Auftakt findet am Dienstag, dem 9. Juni 2015 im Forum 1 (halle 4.2) das Internationale Symposium unter dem Titel „Theater und Kulturräume — urbane Stadtzentren und deren kontinuierliche Metamorphose und kulturelle Anpassung im 21. Jahrhundert“ statt. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, wird die Veranstaltung eröffnen. Anschließend werden beispielhafte Theaterneubau- und Sanierungskonzepte vorgestellt, so aus Stuttgart, Dresden, Karlsruhe, London und Frankfurt/Main. Diese Projekte verdeutlichen die veränderten Ansprüche, die im 21. Jahrhundert an die Funktion des Theaters als wichtigem Bestandteil urbaner Stadtzentren gestellt werden.
Der Plan ging auf. Die Zahlen sprechen für sich: 275 Aussteller und rund 6.000 Besucher, ein Kongressprogramm mit fast 140 Veranstaltungen an drei Tagen, Preisverleihungen, internationale Gäste und so vieles mehr.
Vom 20.- 22. Juni 2017 fand die zweite Stage|Set|Scenery in Berlin statt. Neu war die Etablierung eines sehr aufwändigen LightLabs, kuratiert von Christian A.Buschhoff und OIlie Olma in Halle 19. Das nicht minder aufwändige SoundLab sowie das anatomische Theater und die Aktionsbühne sorgten für weitere Höhepunkte.
Das Ergebnis: 10% mehr Besucher, stabile Ausstellerzahlen und eine hohe Fachkompetenz.
Ausgabe 3 der Stage|Set|Scenery 2019 verzeichnete mit 6000 Besuchern und 311 Ausstellern ein erneutes Plus auf Angebotsseite und eine gleichbleibend hohe Besucherfrequenz.
Umso härter traf die DTHG die Entscheidung der Messe Berlin, die Veranstaltung im Jahre 2021 einzustellen. Dr. Martin Buck, Bereichsleiter Travel & Logistics bei der Messe Berlin kommentierte damals die Entscheidung:
Wir bedauern diese Entscheidung sehr. In diesen aktuell wirtschaftlich herausfordernden Zeiten mussten wir diese allerdings leider treffen, da wir nicht davon ausgehen können, dass die Stage|Set|Scenery in diesem und den kommenden Jahren die notwendigen Ergebnisse erzielen wird
Dr. Martin Buck, Messe Berlin
Das Team der DTHG blieb angesichts drei erfolgreich durchgeführten Messen überzeugt von der Leitidee der Messe „The Show is Yours!“. Der Claim signalisierte, sowohl die Stage Set Scenery als auch die SHOWTECH waren mehr als nur Messen. Sie waren Plattform einer lebendigen Community der Theaterbranche.
Im Zeichen des gemeinsamen Dialogs innerhalb einer internationalen Theater- und Veranstaltungsbranche galt es fortan für die DTHG, diese wichtige Plattform aufrecht zu erhalten und in die Zukunft zu führen.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie läutet die DTHG unter dem Arbeitstitel SET//23 im Sommer 2022 die Fortsetzung und Zukunft der internationalen Theatertechnikmesse in Berlin ein. Auf Wunsch vieler Aussteller:innen und Besucher:innen erfolgt im Dezember die Umbennnung und Rückkehr zum alten Namen SHOWTECH.
Die internationale Messe SHOWTECH 2023 findet mit anschließendem Kongress vom 5. bis zum 8. Juni in der STATION Berlin statt. Alle Informationen gibt es unter showtech.dthg.de.