
Flackerlicht – Die Kolumne: Was macht eigentlich: Rudi Kunz?
13. Oktober 2023
Fotoausstellung „Im Rampenlicht“ von Jochen Quast im Referat „Theater, Tanz, Performance“ der Beauftragten für Kultur und Medien
16. Oktober 2023
Getting your Trinity Audio player ready...
|
DTHG vor 100 Jahren – 1923 (4)
Zwei Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen, 40 Jahre geteiltes Deutschland und die Coronavirus-Pandemie: Das alles hat die DTHG überlebt. 1907 von theatertechnischen Enthusiasten gegründet, erlebt der Verband derzeit eine Renaissance. Aber wie war es vor 100 Jahren? Hubert Eckart, Autor der zweibändigen Chronik der DTHG, erzählt in dieser Rubrik die Geschichte der DTHG noch einmal.
Im Oktober 1923 erreichte die Inflation einen unvorstellbaren Höhepunkt. Ein Dollar kostete 4,2 Billionen Mark!
So konnte es nicht weitergehen. Während viele Menschen in den Gold- und Silberpolonaisen genannten Schlangen standen, um die letzten Schmuckstücke zu verkaufen orientierten sich die Geschäftsleute bereits neu: Ein Ansturm auf die für den November erwarteten Goldanleihen begann.
Manche Geschäftsinhaber wollten auch nichts mehr gegen deutsche Papiermark verkaufen, weil sie nachher keine Ware für das inzwischen entwertete Geld heranschaffen konnten. Auch eine verordnete Festsetzung von Preisen für Waren des täglichen Bedarfs half nicht – die Regale blieben leer.
Der neue Reichskanzler Gustav Stresemann sah sich gezwungen den Widerstand gegen die Besetzung des Ruhrgebietes aufzugeben. Damit wurde eine Währungsreform möglich, die deutsche Wirtschaft bürgte für das neue Geld, die Rentenmark. Sie wurde ab dem 17. November 1923 zum Kurs von 1 Billion Mark zu 1 Rentenmark gehandelt.
„Die Menschen stauten sich vor den gefüllten Schaufenstern, auf den Märkten erschienen wieder mehr Händler denn je. Die Rentenmark lockte wieder die Vorräte auf die Verkaufstische. Alles war wieder zu haben…
Überall war die reizbare Stimmung verschwunden. Die Straßen wurden wieder sauberer. Die Löcher wuchsen zu, der Asphalt glänzte. Die Bahnen fuhren wieder regelmäßiger und von Monat zu Monat öfter. Kleidung gab es überall. Niemand brauchte sich zu schämen, wenn er Fleisch und Butter hatte. Die Gaslaternen und elektrischen Glühbirnen vermehrten sich, als wäre das Licht ausgesät worden.“
Der Admiralspalast in der Berliner Friedrichstraße, mit 3000 Plätzen das größte Revuetheater, öffnete.
Der Berufsverband befaßte sich mit den anstehenden Fachthemen. Für den April 1924 wurde eine Reichskonferenz der Theaterarbeiter vorbereitet. Hier sollten neue Technologien vorgestellt und vor allem die Qualifikation und Bedeutung der technischen Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen. Viele Theatermeister waren inzwischen dem Deutschen Werkmeisterverband beigetreten. Diese wollte man nun auch für die theatertechnische Gesellschaft begeistern.
Auch die Planungen für die 11. Bühnentechnische Tagungen mußten geändert werden. Nach dem Brand des Wiesbadener Staatstheaters 1923 und dem nun beginnenden Wiederaufbau beschloss man, die BTT im Frankfurter Opernhaus zu veranstalten.
Insgesamt schöpfte man neue Hoffnung, daß nach den schweren Zeiten der Inflation jetzt wieder optimistischer in die Zukunft geblickt werden konnte.