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29. November 2021Dies ist die wahre Geschichte, wie vor 100 Jahren der EBERL-Stecker patentiert wurde.
„Justav, wat haste det so eilig?“
„Mensch Fritz, ick bin vollkommen aus der Puste!“ “Wat is denn los, sach mal?“
Der so angesprochene Gustav, war Amtsdiener im Kaiserlichen Patentamt in Berlin und sichtlich ins Schwitzen geraten.
„Ick weeß nich, wieso det olle Patentamt ständig umziehn muss, det is doch nich normal.“
Fritz Gerber, Pförtner in gleicher Behörde, war noch nicht so lange dabei, als dass er von vielen Umzügen hätte berichten können. Genau genommen war er erst 1905, nach dem Umzug des Kaiserlichen Patentamtes von der Luisenstraße 34 in Berlin-Mitte, in das von den Architekten Solf und Wichards konzipierte Patentamtsgebäude in der Gitschiner Straße/Ecke Lindenstraße in Berlin-Kreuzberg mit der alle beeindruckenden, 243 Meter langen Front an der Hochbahntrasse, eingestellt worden. Genau diese 243 Meter machten seinem Gustav jetzt zu schaffen.
„Ick weeß nich, ständig muss ick nochmal in Mitte in’ne Luisenstraße und irjendwat holen. Ham’se damals nur de Hälfte mitjenommen oder wat? Ick loofe und loofe, de Schuhsohlen sin schon durch.“
„Mach bloß keene Witze – ’n Bote, dem de Schuhsohlen durch sind, is’n Kündigungsgrund!“, Fritz Gerber war die Besorgnis um den Erhalt seines Arbeitsplatzes anzumerken.
„Nee, meenste die feinen Beamten holen de Akten in Zukunft selber? det ick nich lache…apropos, rauchen könnte man, is ja schließlich mein Recht, mal ne Pause zu machen.“
Gustav Meyer wollte gerade Tabak und Zigarettenpapier aus der Tasche kramen, als ein nicht minder aufgeregter und rot geschwitzter, kleiner, etwas beleibter Herr, bekleidet mit einem grünen Jägerhütchen sowie einer Trachtenjacke auf den Eingang des kaiserlichen Patentamtes zustürmte. Gustav trat beiseite, um Fritz besser seines Amtes walten lassen zu können.
„Servus, die Herren!, Grüß Gott!“
„Det Amt is zu!“
„Wie bitte?“
„Ick sachte, det Patentamt is jeschlossen!“
„Wie denn, geschlossen, das kann doch nicht sein. Ich bin extra aus München gekommen, um mein Patent anzumelden und dann kann doch das Kaiserliche…“
„Nu machen’se ma keene Fisematentchen. Det Amt is doch nich für immer zu. Nur für heute. Wejen Umzuch!“
„Das kann doch nicht sein, ein Kaiserliches Patentamt kann doch nicht geschlossen sein. Bei der Anmeldung von Patenten da geht es manchmal um Stunden, Minuten, ja, was sage ich Sekunden.“
Der Patentamts-Bote Gustav Meyer rauchte genüßlich seine Zigarette und beobachtete jenes Ping-Pong-Gespräch zwischen dem kleinen runden Mann aus Bayern und dem stoischen Preussen Fritz in seiner Pförtnerloge.
„Machen’se keene Witze. Um wat für’n Patent jeht es denne?“
„Na das kann ich Ihnen nicht verraten…“ Der erhitzte Mann sah mit mißtrauischem Blick auf Gustav.
„Wejen mich müssen’se sich keene Sorgen machen!“
„Wegen mir…“, korrigierte der Bayer.
„Wejen ihnen – na det glob ick.“
„Nein, es heißt: Wegen mir müssen sie sich keine Sorgen machen.“
„Det hab ick doch jesagt!“ Der Bayer winkte resigniert ab.
„Es geht um ein wichtiges Patent. Wichtig für unsere Theater, für die königliche Hofoper genauso wie für das neu eröffnete Deutsche Theater. LEBENSWICHTIG!“, erhob er die Stimme zum tenoralen Diskant.
Gustav Meyer und Fritz Gerber hielten die Luft an.
„Hören Sie…“, setzte der Bayer fort, „mein Name ist Fritz Eberl und ich komme aus München und ich habe ein Patent anzumelden, das die Verwendung des elektrischen Stromes in allen deutschen Theatern angeht. In München wurde meine Erfindung inzwischen bereits überall eingebaut und man ist des Lobes voll. Aber nun – sie wissen ja wie das bei Künstlern so ist –“, augenzwinkernd nickte er den beiden Berliner Gestalten zu, die noch nie in ihrem Leben in einem Theater gewesen waren, aber zur Bekräftigung das Nicken erwiderten, „…jetzt kommen von überall, auch aus dem Ausland die Künstler in unsere Theater und fragen, was das denn für moderne und sonderbare Stecker seien und dann erklären die einfältigen Bühnentechniker das den Künstlern und so weiter… Na, Sie verstehen schon, was ich sagen will… Meine Erfindung ist nicht mehr sicher vor Raub und Kopien!“
„Ham’se mal so’n Stecker dabei?“, fragte Gustav und zeigte auf die schwarze Aktentasche, die den Bayer so ins Schwitzen gebracht hatte.“Einen? Na, Sie sind mir ein Spaßvogel! Ich habe 20 mitgebracht. Es gibt so viele Varianten, ich zeige Ihnen mal einen.“
Fritz Eberl packte einen seiner Bühnenstecker aus und demonstrierte ihn den beiden ahnungslosen Berlinern. Nicht ohne Erfolg.
„Juter Mann, jetzt warten’se mal“, der Pförtner Fritz Gerber übernahm wieder die Regie. „Justav jetzt schleppste ma keene Akten, sondern nimmst den feinen Herrn Eberl ins Schlepptau und bringst ihn mittenmang zum Oberregierungsrat Moltke, 2 Stock, Zimmer 22.“
„Ich denke, das Amt ist geschlossen?“, wunderte sich Eberl.
„Offiziell is es das och! Aber se ham ja selber jesacht, manchmal jeht es um Minuten – det könn‘ wir och!“
Beitragstext & Bilder: Hubert Eckart (Geschäftsführer DTHG Service GmbH)
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