
Nachbericht über die Regionaltagung der Gruppe West
21. März 2024
Im Gespräch: Marco Deinl (TWAUDiO)
5. April 2024
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Ludwig der XIV hat wahrscheinlich nie eine Kiwi gegessen, eine Wasserspülung benutzt oder bei einer schlimmen Infektion Antibiotikum bekommen? Er musste sich in kalten Betten aufhalten, bis in den Gemächern des Sonnenkönigs von dienstbaren Händen das Feuer im Kamin angezündet wurde. Tomaten im Winter – Fehlanzeige.
Wenn Ludwig in einem normalen Supermarkt unserer Zeit gehen würde, würde er sich in den Schatzkammern der Götter wähnen. Dennoch steht er – der nachweislich deutlich unter dem Niveau von den heutigen Otto und Ilse Normalverbrauchern gelebt hat – nach wie vor für den unbotmäßigen Reichtum und für Verschwendungssucht.
Niemand von uns möchte sein morgendlichen Geschäft auf der Holzlade seines Throns machen, geschweige denn den Holzkübel darunter leeren. Sein Leben war eine einzige Dschungelprüfung.
Diese Fortschritte haben wir in zwei Generationen der Galapagos-Schildkröte erreicht, wobei jüngeren noch aus der gleichen Zeit sein könnten.
Es steht also nicht ganz so schlecht um die Entwicklung der Menschheit und der Zuwachs an Luxus ist ordentlich gewesen.
Die Menschheit hätte also eigentlich gute Gründe, mit sich zumindest einigermaßen zufrieden zu sein. Leider mag das aber nicht klappen und positive Nachrichten sind selten. Jede Mücke hat das Potential zum Elefanten zu werden.
Ob Ludwig der XIV. jemals einen solchen in echt zu Gesicht bekommen hat, will ich auch nicht auch annehmen. Keine Ahnung. Mindestens eine meiner wunderbaren Enkeltöchter hat eine Monatskarte für den Tierpark und macht Ausflüge in die Welt quasi täglich.
Wir sind unglaublich mobil, aber die Mobilität der Phantasie scheint eingeschränkt von schlechten Nachrichten und der Bemühung alles furchtbar und kritikwürdig zu finden. Echt, es langweilt.
Rüdiger Safranski schreibt in seinem Buch “Zeit” von “medialen Schalchtenbummlern” die “global informiert, moralisch hochmotiviert, aber eigentlich ahnungslos” sind. Zorn als Sinn des Lebens.
Uns ist es etwas wirklich Wirkmächtiges gelungen! Wir haben es geschafft den Klassiker: “Lerne Leiden ohne zu Klagen” umzuwandeln und Klagen jetzt, ganz ohne zu Leiden – schön vom heimischen Sofa aus.
Hallo, der Mensch hat das Theater, Achterbahnen und den Wein erfunden, wir haben Goethe und Shakespeare, Artemisia Gentilechi und Hypathia, Schnaps und Bier und die Wissenschaften, und das genau in der Reihenfolge. Außerdem habe ich einen Maulwurf im Garten und es stört mich nicht im Geringsten. Und überhaupt können mir alle Weltvermieser gestohlen bleiben.
Ich denke an dem Tag, an dem wir ein Haltbarkeitsdatum auf Salz geschrieben haben, haben wir die Kontrolle über unser Leben komplett verloren…
Wesko Rohde