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„Das wahre Theater kann nur da bestehen, wo es den Menschen erlaubt ist, sich ohne Maske zu zeigen und die Realität zu begreifen.“
Goethe in „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“.Sitzungen heißen deshalb Sitzungen, weil man viel sitzt. Besser wäre es, wenn man sie Stehungen oder Gehungen nennen würde, dann wäre man nämlich früher fertig. Noch besser wären Bewegungen, dann würde eventuell etwas passieren, wofür Sitzungen eigentlich nicht stehen – dass sich nämlich die Anwesenden bewegen würden, in echt und in den Standpunkten, die oft nur die eigene kleine Sicht betrachten können. Ein weiterer Vorteil der neu gegründeten Bewegungen als Nachfolge der Sitzung wäre die Verbesserung des Body-Mass-Indexes und der Rückgang des Keksverzehrs. Für Bahlsen müsste man dann einen Sozialfonds anlegen.
Aristoteles sprach davon, dass es besser ist, beim Bewegen zu denken. Sitzungen kannte er gar nicht. Er entwickelte seine philosophischen Ideen oft beim Gehen und unterrichtete seine Schüler im Gehen. Diese Methode führte dazu, dass seine Anhänger und Schüler als Peripatetiker bekannt wurden, was vom griechischen Wort „peripatēín“ für „umherwandeln“ oder „spazieren gehen“ stammt. Aristoteles glaubte, dass Bewegung den Geist anregen und den Denkprozess unterstützen kann.
Aha! Dachte ich es doch, beim Rumsitzen entsteht nix. Über meine Schulzeit spreche ich da gar nicht. Meine Herren, habe ich mich gelangweilt – ich wollte raus und mich bewegen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Es hat sich übrigens am Rumsitzen auch nichts geändert, wenn man die Sitzungen Meetings nennt, weil man sich sitzend trifft, aber nicht bewegend denkt. Wiedervorlage oder Widervorlage? Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, die Langeweile – großartig, aber ein eigenes Thema – zu durchbrechen.Das ist ja nicht nur beim Denken so, auch ein Dach deckt sich nicht im Sitzen, ein Brot backt sich nicht im Sitzen, und meine Lieblingsfriseurin Ariane steht auch beim Haareschneiden, und schafft es sogar noch, mich erzählend oft besser als im Theater zu unterhalten.
Als ich vor Jahren in Dispositonen im Theater den Vorschlag machte, jeder solle doch – das war zur Auflockerung gedacht – neben den terminlichen Absprachen etwas Wichtiges mitteilen, starrte ich zuerst in verwunderte Gesichter. Nachher wurde es doch ein ganz vergnügliches Ereignis, auf das man sich vorbereitete bzw. etwas dafür in petto hielt. Aus einer dieser Bewegungen habe ich die entscheidende Information fürs Leben mitgenommen, nämlich: Bratkartoffeln werden besonders kross und knusprig, wenn man Butter und Öl zu gleichen Teilen zum Braten in der Pfanne zerlässt.
Ohne Übertreibung ist das eine der wichtigsten Informationen gewesen, die ich aus Sitzungen im Allgemeinen mitgenommen habe. Jetzt teile ich sie mit euch! Ihr werdet begeistert sein, ich bin sicher!
Und: Setzt euch zum Essen hin und steht nicht rum oder esst gar im Gehen!