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Das Mittelmäßige dauert und regiert am Ende die Welt; auch Gedanken hat diese Mittelmäßigkeit, schlägt damit die vorhandene Welt breit, tilgt die geistige Lebendigkeit, macht sie zur bloßen Gewohnheit, und so dauert’s..
G.F.Hegel
Es ist keine kluge Idee, einen Weihnachtsbaum in der Gier eines billigen Schnäppchens im Strumpf zu kaufen. Das weiß ich jetzt.
Das Ergebnis ist eher mittelmäßig.
Während mein kleiner Sohn sagt, dass der Baum wie ein Huhn aussieht, vermeldet der andere, dass man den Baum durch eine Bemalung der rückwärtigen Wand so ergänzen könnte, dass daraus doch noch ein erträgliches Bäumchen werden könnte.
Nun ja. Ich will milde sein und gar nicht sagen, wer denn nun den unter Bedrängnis des Waldes schief gewachsenen Kollegen angeschleppt hat.
Das allgemeine Zwischenfazit, einen neuen Baum zu holen und den schiefen fachgerecht zu entsorgen, ist aus Mitleidsgründen abgesagt worden.
Der Baum hat ja getan, was er kann. Mehr war eben nicht drin.
Das trifft auch auf die Verantwortlichen vieler Theaterbauten zu, aber lassen wir das. Sie haben sich stets bemüht.
Das Streben nach Exzellenz hat den Baum jedenfalls nicht erreicht, oder der Mann mit der Axt ist einfach viel zu früh erschienen. Und hat dem ehrgeizigen Bäumchen vor Erreichen der sphärischen Höhe den Stamm gekürzt und somit nur das Mittelmaß der Reife erlangt.
Im Theater Dortmund gibt’s eine Produktion, die alle Unbill im Vorfeld schon entschieden getilgt hat und somit zum gesunden Mittelmaß zurückgekehrt ist, ehe die Gefahr der Exzellenz eintreten konnte. Da wird dargestellt, dass man nicht mit dem Tode von Romeo und Julia konfrontiert werden wird. Wahrscheinlich mündet die Tragödie in der Hölle der Belanglosigkeit eines tristen Ehelebens im Plattenbau. Wenigstens darf man seine (mit Doppelkorn befüllte) Wasserpulle mitnehmen und zwischendrin mal rausgehen, eine Bestrebung, die bei mir so früh eingesetzt hat, dass ich gar nicht erst angekommen bin. Wenn das Mittelmaß die höchste anzuwendende Messlatte ist, wird die Belanglosigkeit zur Maxime allen Handelns.
Der Baum braucht nur etwas Schmuck, ein paar Kerzen, eine Bohrmaschine und ein paar zusätzliche, im Theaterdekorationsbau verwendete Zweige, und schon läuft’s.
Das Mittelmaß tritt nur dann ein, wenn Mensch sich faul und lethargisch in die Zufriedenheit der Unabänderlichkeit begibt. Alternativlos ist nämlich nur Romeos Tod.
In Schweden tanzen die Menschen am Weihnachtsabend singend um den Baum. Dadurch bekommt er seine Qualität, und mit jedem Glühwein wird er schöner.
In diesem Sinne: Frohe Feiertage.