Die Dreisäulige Struktur der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft
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Es ist mir eine Freude, heute ein neues Mitglied in der DTHG-Familie willkommen zu heißen: die Plura Europe GmbH. Plura ist ein innovatives Unternehmen, das sich auf professionelle Lösungen für die audiovisuelle Branche spezialisiert hat und mit seinen Produkten und Technologien einen Beitrag zur kreativen und technischen Weiterentwicklung unserer Bühnenwelt leistet. Thomas Rock, Director of Operations der Plura Europe GmbH, gibt uns einen Einblick in diese Technologien.
Sanela Kolb: Herr Rock, herzlich willkommen und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Könnten Sie uns kurz Plura Europe und Ihre Kernkompetenz vorstellen? Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen speziell in der Theaterwelt?
Thomas Rock: Vielen Dank für Ihr Interesse an Plura Europe. Die technischen Anforderungen an Theater steigen trotz des anhaltenden Kostendrucks beständig weiter. Wir helfen hier mit zuverlässigen Systemen. Unsere Kernkompetenzen liegen in drei Bereichen der Medienproduktion: Timing-Produkte (ehemals Alpermann+Velte), Videomonitore und Digital-Glue-Equipment.
Überall dort, wo zeitkritische Abläufe genau koordiniert und orchestriert werden müssen, unterstützen wir mit unseren Timing-Lösungen und Displays. Diese gibt es in vielen Variationen – von sehr kompakten Modellen bis zur großen Stage-Serie. Unsere Displays sind nicht nur sehr robust und daher ideal für den Bühneneinsatz, wir bieten auch den nötigen Service, falls mal etwas ausgetauscht werden muss. Das kommt allerdings selten vor – wir erhalten sogar noch über 20 Jahre alte Geräte zur Reparatur.
Wir entwickeln und produzieren hier in Deutschland. Bei uns erreichen Sie auch noch echte Menschen telefonisch, wenn es darauf ankommt. Unsere Kundschaft schätzt diese Qualität und Langlebigkeit, die auch zu den viel diskutierten Werten der „Green Production“ beiträgt.
SK: Ihre Technologien für Fernmusik und Timing-Displays sind beeindruckend. Könnten Sie erläutern, wie diese Systeme in einem Theaterbetrieb funktionieren?
TR: Die Rückmeldung unserer Fernmusik-Kunden lautet: „Ihr seid die schnellsten auf dem Markt.“ Das freut uns natürlich. Unser Dirigentenkamera-System, das aus einer speziellen Kamera samt „Fast-Mode-Monitor“ besteht, verkaufen wir weltweit sehr erfolgreich.
Unsere Timing-Displays unterstützen den zeitlichen Ablauf der Produktionen. Typische Anwendungen sind „Up-Down-Timer“, „Real-Time“ oder zum Beispiel „Diff-Time“ – die verbleibende Zeit bis zum Auftritt. Wir präsentieren beide Systeme bei der Hamburg Open im Januar 2025 und natürlich auch bei der SHOWTECH25, auf die wir uns ganz besonders freuen.
SK: Wie tragen Ihre Lösungen dazu bei, die Synchronisation zwischen Musikern, Schauspiel und Technikern zu verbessern?
TR: Wir verbessern die Synchronisation und das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke durch eine Reihe von Maßnahmen. Das Herzstück ist die Timerzentrale, die auf „NTP“ (Network Time Protocol), GPS (Global Positioning System) oder „LTC“ (Longitudinal Timecode) synchronisiert werden kann. Die Zeitinformationen werden über das „LAN“ (Local Area Network) verteilt. Alle Displays können über „PoE“ (Power over Ethernet) mit Strom versorgt werden, was die Montage einfach und erschwinglich macht.
Unsere Displays werden über „Art-Net“ (Kommunikationsprotokoll für Beleuchtungsanlagen) gesteuert: Farbe, Helligkeit, Timerauswahl oder auch zusätzliche Lichtzeichen sind gängige Anwendungen. Für Produktionen, die auch Videos einbeziehen, bieten unsere Videoinserter durch Zeit- und Texteinblendungen weitere Orientierung. Zur Synchronisation von Dirigenten und Musikern kommt unser Fernmusiksystem zum Einsatz.
SK: Haben Sie Beispiele aus der Praxis, wie Ihr Fernmusik-System in Theatern eingesetzt wurde?
TR: Die Staatsoper Wien ist hier eine prominente Kundin. Dort wird das System kontinuierlich ausgebaut. Die Intendanz, die Dirigenten und das Orchester schätzen und nutzen die Technologie ausgiebig. Ich plane, mir das 2025 aus nächster Nähe anzusehen. Den Besuch wollen wir mit einem Filmdreh in der fantastischen Architektur und dem beeindruckenden Ambiente der Staatsoper Wien verbinden.
SK: Theater sind oft individuell und haben spezifische Anforderungen. Wie flexibel sind Ihre Systeme, und wie passen Sie diese an die jeweiligen Gegebenheiten an?
TR: Wir entwickeln unsere Systeme selbst und kontinuierlich weiter. Dabei stehen wir in engem Austausch mit unseren Kunden und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen. Wir bedienen keinen Massenmarkt, sondern kommen aus dem Bereich der Kleinserien und des Sonderbaus. Jede Gelegenheit, mit unseren Kunden ins Gespräch zu gehen, nutzen wir, um aus neuen Anforderungen zu lernen und gemeinsam Lösungen zu gestalten.
SK: Wie sehen Sie die Zukunft der audiovisuellen Technologien im Theater? Gibt es Trends oder Innovationen, die Sie besonders spannend finden?
TR: Ich sehe einen wachsenden Bedarf an audiovisuellen Medien im Theatermarkt. Immersive Technologien unterstützen heute schon theatrale Dramaturgien. Beispielsweise ist Video heute unverzichtbar – sei es für Installationen, Projektionen, Livebilder oder interaktive Elemente.
Wissenschaftler sprechen vom Zusammenwachsen der Einzelmedien, der sogenannten Medienkonvergenz. Diese erleben wir auch im Theaterbereich, in dem IT, Programmierung und Glasfaser ihren festen Platz gefunden haben. Diese Entwicklung nimmt weiter Fahrt auf und bietet neue Möglichkeiten, die noch vor kurzer Zeit undenkbar gewesen wären.
Deshalb richten wir unsere Produkte – wie unsere SMPTE2110-IP-Monitore – gezielt auf aktuelle und kommende Workflows aus. Weitere Entwicklungen werden folgen. Wo, wenn nicht auf der Theaterbühne, ist der richtige Ort, Bekanntes und Unbekanntes in spannende und kritische Erzählungen zu verweben, um die Welt mit künstlerischen Mitteln zu beschreiben, zu verstehen und zu hinterfragen?
SK: Vielen Dank für Ihre Zeit. Wir freuen uns darauf, gemeinsam die Theatertechnik der Zukunft mitzugestalten.
Alle Infos über Plura finden Sie unter: www.plurainc.com
Fotos: ©Plura Europe GMBH