Flackerlicht: Der Weihnachtsbaum ist so mittel, oder das Erreichen wahrer Kleine
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16. Januar 2025Flackerlicht: Über die Fehlleitung guter Wünsche oder wie 2025 noch schlechter werden könnte
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An den Pforten zum Unglück stehen goldene Worte als Wegweiser.
Paul Watzlawick
Nun müssten ja die umsorgten Zootiere im Tierreich eigentlich die glücklichsten sein, weil sie im denkwürdig besten Schlaraffenland mit guter Gesundheitsversorgung leben dürfen! Undankbare Kreaturen allesamt.
Sie werden noch von Leuten bemitleidet, die dieses vollumsorgte Leben im Ressort der Erholung auch noch abschaffen wollen.
Wenn dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Das alte Sprichwort ist als Motor aller Lebewesen zu verstehen. Oder: Auch der schönste goldene Käfig taugt nüscht. Als mir am schneeverregneten 5. Januar des Jahres ein alter Schmöker von Paul Watzlawick in die Hände fiel, wusste ich nicht, dass es sich um eine mögliche göttliche oder teuflische Fügung handeln könnte. Zur Farbe des Himmels passt die „Anleitung zum Unglücklichsein“ aber bestens.
Ja, wo war ich: Zootiere. Warum sind sie nicht glücklich? Schön in der Matrix des allumsorgten Zoowesens sehnen sie sich nach der nächtlichen Unbill des Dschungels, in dem die Schlange Kaa noch die niedlichste aller lispelnden Gefahren ist. Dabei könnten sie rundum zufrieden sein – sind sie aber nicht. Ihnen fehlt die sinnvolle Beschäftigung oder einfach die richtige- eben die falsche- Einstellung.
Darum geht es aber heute nicht!
Alle wünschen einem vom Neujahrstag bis kurz vor Ostern alles Gute zum neuen Jahr. Das tue ich auch, und es ist sowohl eine gut gemeinte Floskel als auch ehrliche Aussage gleichermaßen.Die meisten Leute wollen aber nicht glücklich sein, und Nachrichtenmacher sowie soziale Netzwerke wissen das. Schlechte Nachrichten sind schlechte Nachrichten – aber wo bleiben die guten?
Egal, wo ich bin, die schlechten Begegnungen überwiegen nicht. Meist sind Menschen freundlich! Manchmal unaufgeregt abwesend, aber selten böswillig und laut. Das sind sie nur in U-Bahnen in Berlin oder in sozialen Medien.
Aber das ist nicht neu, und die Literatur hat einen großen Schatz an wirklich deprimierenden Büchern, von denen ich Euch heute für das kommende Jahr einige ans Herz legen möchte – solltet Ihr das Jahr 2025 zu eurem Tiefpunkt machen wollen. Manchmal tritt die gegenteilige Wirkung ein, aber dann fragt eure Ärztin oder euren Apotheker.
Dem passe ich mich an und wünsche – dem Zeitgeist entsprechend – natürlich nichts Übles. (Aber man kann doch wenigstens den Versuch machen, 2025 zum unglücklichsten Jahr des ersten Quartals des Jahrhunderts zu machen, oder?)
In diesem Sinne: Ein frohes und – angeleitet unglückliches – neuen Jahr. Wenn schon unglücklich, dann aber richtig.
Hier die ultimativ-negative Bücherliste für 2025:
Ein humorvoller Klassiker über die Kunst, sich das Leben schwer zu machen.
2. Lawrence Peter – “Das Peter-Prinzip”
Ein satirisches Werk über die Absurditäten von Hierarchien und das Scheitern im Beruf.
3. C. Northcote Parkinson – “Parkinsons Gesetz”
Eine bissige Analyse darüber, wie Bürokratie Arbeit erschafft, die niemand braucht.
4. Paul Lafargue – “Das Recht auf Faulheit”
Eine provokative Kritik an der Arbeitsmoral und ein Plädoyer für Müßiggang. Der Schwiegersohn von Karl Marx. Ob die sich gut verstanden haben?
5. Arthur Schopenhauer – “Die Welt als Wille und Vorstellung”
Der ultimative Pessimismus in philosophischer Form- die Grundlagenbildung zur Hoffnungslosigkeit.
6. Albert Camus – “Der Mythos des Sisyphos”
Über die Absurdität des Lebens und die Suche nach Sinn im Sinnlosen.
7. Michel Houellebecq – “Elementarteilchen”
Eine düstere und schonungslose Geschichte der modernen Gesellschaft.
8. Franz Kafka – “Der Prozess”
Die Verkörperung von Ausweglosigkeit und existenzieller Beklemmung. Willkommen im Leben!
9. Emil Cioran – “Vom Nachteil, geboren zu sein”
Ein Werk voller Realismus und ohne Humor. Beste Handlungshilfe für künftige Nörgler.
10. David Graeber „Bullshit Jobs“
Ein lautes Plädoyer für den Einstieg in den öffentlichen Dienst. Wozu mache ich das eigentlich? Könnte das Grübeln verstärken.. (mein Favorit)