
tmt33 Topic: Theater trifft Technik – DTHG vor Ort
17. September 2025
Denkst du schon – oder transformierst du noch?
2. Oktober 2025Nachbericht zur DTHG-Regionaltagung „Oper Air“ auf der Wilhelmsburg in Ulm am 26. Juni 2025
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Am 26. Juni 2025 fand die DTHG-Regionaltagung Südwest unter dem Titel „Oper Air“ auf der historischen Wilhelmsburg in Ulm statt. Die besondere Atmosphäre des Ortes – hoch über der Stadt, mit Blick ins Weite – prägte die gesamte Veranstaltung. Rund 40 Teilnehmende, vorwiegen aus Südwest, aber auch aus West und Ost und sogar aus Belgien, darunter viele erfahrene Fachleute aus Theatern sowie Vertreter:innen von Firmen, fanden sich zusammen. Die Mischung aus bekannten Gesichtern und neuen Teilnehmenden sorgte für eine offene und kollegiale Stimmung. Bei wechselhaftem Wetter mit Regen, Kälte, Wind und schließlich Sonne wurde allen die besondere Vielfalt der Bedingungen direkt bei der Tagung spürbar, unter denen Open-Air-Veranstaltungen geplant und durchgeführt werden müssen. Das tat der guten Stimmung im Zelt bei den vielfältigen Vorträgen jedoch keinen Abbruch.
Begrüßung mit Blick auf die Realität hinter den Kulissen
Nach der Eröffnung durch die Regionalgruppenleiter:innen Maximilian von Ritter, Martin Fuchs, Dominique Lerch und Almut Reitz begrüßte Kay Metzger, Intendant des Theaters Ulm, die Anwesenden. Er sprach auch die Brandkatastrophe im Fundus des Theater Ulms an, die am Tage zuvor eingetreten war. Umso bemerkenswerter war es, dass das Theater die Veranstaltung weiterhin voll aktiv unterstützte. Dieser Einsatz wurde von den Teilnehmenden mit großem Respekt aufgenommen.
Geschichte trifft Technik: Theater auf der Wilhelmsburg
Den Auftakt des inhaltlichen Programms machte Peter Perkovac, Technische Direktor am Theater Ulm, mit einem historischen Rückblick auf das Theater Ulm und dessen Beziehung zur Wilhelmsburg seit 20 Jahren. Besonderes Augenmerk lag auf den Entwicklungen und Erfahrungen der Open Air Produktionen. Herausforderungen waren etwa das Heizen in der Burg bei hochsommerlichen Außentemperaturen, damit sich die Darstellenden in ihren Geradeoben bei 10° in der Burg nicht erkälten sowie die wechselnden Bühnensituationen aufgrund von Natur- und Tierschutz, welcher bei Open-Air-Bedingungen eine Rolle spielt.
Schutz vor Sonne: Hitzeschutz ernst nehmen
Nadine Gärtner von der Unfallkassen Baden-Württemberg und Nina Cuntz von der Berufsgenossenschaft zeigten im Anschluss, wie wichtig ein systematischer UV-Schutz bei Arbeiten im Freien ist. Der Schutz vor weißem Hautkrebs ist nicht nur eine Pflicht des Arbeitgebers, sondern auch ein zunehmend anerkanntes Thema im Bereich der Berufskrankheiten. Die Referentinnen stellten praxisnahe STOP-Maßnahmen vor – von Schatten, der passenden Kleidung bis hin zur Sonnencreme und Musterbetriebsanweisungen.
Nach der ersten Kaffeepause berichtete Martin Högg aus dem Vorstand der DTHG.
Kaufen oder mieten?
Die Podiumsdiskussion mit Uli Born von der Firma Nüssli, Peter Perkovac und Martin Fuchs beschäftigte sich mit der Frage, ob sich bei temporären Spielstätten eher Kauf- oder Mietlösungen von Tribünen eignen. Es zeigte sich, dass es stark auf die geplante Nutzung, die Kompetenz vor Ort und die örtlichen Gegebenheiten ankommt. Besonders bei seltenem Einsatz oder wechselnden Ausführungen von Tribünen sowie geringer Lagerfläche sind Mietlösungen häufig flexibler. Für Indoor gibt es noch weitere Variante mit Systembau-Tribünen. Gleichzeitig wurde deutlich: Was ein Kunde zu wollen glaubt, ist nicht immer das, was er wirklich braucht.
Kurz vor der Mittagspause stellte Martin Högg von HOAC aktuelle Produktneuheiten vor.
Open-Air-Bühnenbau: Herausforderungen in Material und Gelände
Am Nachmittag gab der Werkstattleiter vom Theater Ulm Andreas Lonsinger einen detaillierten Einblick in den Dekorationsbau für Open-Air-Veranstaltungen. Die Anforderungen unterscheiden sich deutlich vom Innenbereich: große Temperaturschwankungen, Windlasten, fehlender Wasserabfluss, unterschiedliche Materialien und unebene Flächen (teilweise bis zu 50 cm Höhenunterschied). Lösungen wie rutschfeste Beschichtungen, Einsatz von Spindelfüßen und das Konstruieren mit selbst festgelegter Nulllinie als Höhenreferenz wurden präsentiert.
Natalie Held und Andreas Zang von BT.innotec stellten den Vorteil von Scheinwerfern mit der Schutzklasse IP65 vor. In ihrem Vortrag wurde deutlich, welchen Widrigkeiten Scheinwerfer draußen ausgesetzt sein können, wie Schnee, Sand, Schlamm, Staub, Erde, Meerwasser, Insekten etc. Anhand ihrer verschiedenen mitgebrachten Scheinwerfer fanden rege Diskussionen direkt praxisnah am Objekt statt.
Den Abschluss bildete eine gemeinsame Führung über das Gelände, in die Burg, auf die Bühnenbilddekoration sowie die Tribüne incl. Stellwerke.
Die DTHG-Regionaltagung auf der Wilhelmsburg zeigte eindrucksvoll, wie wichtig der Austausch unter Fachleuten ist – besonders zu einem Thema, das so viele Herausforderungen, aber auch kreative Lösungen bereithält. Die Atmosphäre des Ortes, die spürbare Verbundenheit der Teilnehmenden und der Einsatz des Theaters Ulm trotz schwieriger Umstände machten diesen Tag zu einem besonderen Erlebnis.
Fotos von Almut Reitz