
Nachbericht zur Regionaltagung Süd am Staatstheater Nürnberg – Opernhaus und Interimsspielstätte
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DTHG Jahresrückblick 2025
18. Dezember 2025|
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Kein Brand, sondern eine Flutung – mit inzwischen über 110 Millionen Euro Schaden. Wieder ein Theater, das nicht an dem scheitert, wovor wir uns seit Jahrzehnten mit größtem Aufwand schützen, sondern an realen, bekannten und vielfach unterschätzten Risiken.
Der folgende Text sollte eigentlich nicht im Zusammenhang mit einem erneuten Ereignis zu sehen.
Er sollte das statistische Brandrisiko in deutschen Theatern lediglich noch einmal sachlich einordnen. Die Zahlen zeigen, wie extrem selten dokumentierte Brandereignisse tatsächlich sind – und wie stark der tatsächliche Schadenverlauf davon abweicht, wofür wir Planungszeit, Geld und Regulierungsschärfe einsetzen. Es geht darum, die gegenwärtigen Dimensionen des Brandschutz infrage zu stellen, um einen Weg zurück zur Verhältnismäßigkeit zu finden, die aktuell mit logischen Mitteln nicht zu ermöglichen ist.
Wenn wir weiterhin immense Ressourcen auf hypothetische Szenarien konzentrieren und reale Gefährdungen strukturell ausblenden, dürfen wir uns über die Ergebnisse nicht wundern. Brandenburg ist kein Ausreißer. Es ist ein Symptom.
Wo liegt eigentlich das statistische Brandrisiko in unseren Theatern?Die DTHG hat auf Basis öffentlich zugänglicher Daten eine statistische Abschätzung zum Auftreten von erfassten Brandereignissen, die eine solche Größenordnung haben, dass sie dokumentiert werden, in deutschen Theatern durchgeführt.
In Deutschland finden pro Tag rund 1.000 meldepflichtige Veranstaltungen in Versammlungsstätten statt. Dieser Wert setzt sich aus den ca. 200 täglichen Aufführungen der Bühnenvereins-Mitgliedsbetriebe sowie zusätzlichen Veranstaltungen in Stadthallen, Mehrzweckhallen, Arenen und Kongresszentren zusammen. Für die Betrachtung wurde der Zeitraum seit 1990 herangezogen, der insgesamt etwa 13 Millionen solcher Veranstaltungen umfasst.
Im gleichen Zeitraum ist kein einziges Brandereignis dieser Größenordnung in deutschen Theaterbauten dokumentiert worden. Der Brand an der Frankfurter Oper 1987 lag außerhalb des Untersuchungszeitraums und wurde als Brandstiftung eingeordnet. Der Brand des Magdeburger Theaters 1990 – Ursache ungeklärt – stellt den letzten bekannten Fall eines Ereignisses dar, das in dieser Größenordnung erfasst wurde.
Auf Grundlage der Beobachtung „0 Ereignisse in ca. 13 Millionen Fällen“ ergibt sich unter Anwendung der statistischen Obergrenze (Rule of Three):
- < 0,000023 % pro Veranstaltung
- entspricht 0,00023 Promille
- Verhältnis etwa 1 : 4.300.000
Überträgt man dieses Verhältnis auf einen Einzelbetrieb mit rund 300 Vorstellungen pro Jahr, ergibt sich ein rechnerisches Erwartungsintervall von etwa 14.000 Jahren bis zum Auftreten eines Brandereignisses dieser Größenordnung.
Diese Abschätzung betrifft ausschließlich Brandereignisse, die groß genug sind, um in historischen oder offiziellen Quellen erfasst zu werden, und nicht kleinere Entstehungsbrände ohne strukturelle Auswirkungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Auftreten solcher dokumentierten Brandereignisse unter heutigen technischen, baulichen und organisatorischen Bedingungen statistisch extrem unwahrscheinlich ist. Die Daten können als Grundlage für eine sachliche Bewertung von Umfang und Verhältnis brandschutztechnischer Maßnahmen in Versammlungsstätten dienen.




