DTHG launcht DTHG Kleinanzeigen
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Maria Bürger arbeitete zweieinhalb Jahre für DTHG. Sie hat das Kommunikationsteam erschaffen und maßgeblich
mit dem von ihr initiierten Design das Bild der DTHG neu geprägt. In diesen Tagen verabschiedet sie sich. Letzte Gelegenheit, einmal nachzufragen.
Ein Interview von Hubert Eckart; 08.07.2022
HE: Wenn ich die Fakten richtig im Kopf habe, hast du am 1. Januar 2020 angefangen und zunächst arbeitest Du als Projekt-Assistentin beim Digital-Projekt?
MB: Ich habe am 1. Januar 2020 beim Projekt begonnen und dann am 1. Oktober 2020 mit dem neuen Vertrag.
HE: Das heißt, in zweieinhalb Jahren, wenn man alles zusammenrechnet, hast Du eine Karriere vom Studium und der Projekt-Assistenz zur Teamleiterin einer Stabsstelle durchlaufen. Wie fühlt sich das an, jetzt wo Du gerade aufgehört hast?
MB: Also erleichtert, dass es geschafft ist und erleichtert bin ich, dass ich den Staffelstab weitergeben konnte. Ich habe das Gefühl, dass mich das bis an die Grenzen meiner Kapazitäten gefordert hat. Also da ist nichts mehr von mir übrig geblieben und mehr hätte es nicht sein können und damit einerseits wirklich herausfordernd, aber natürlich auch sehr erleichternd. Sehr, sehr freudvoll am Ende, das Gefühl zu haben, dass es viele Faktoren braucht und das es nichts ist, was in einem Vakuum entsteht oder einfach so stattfindet, sondern begleitet, gefördert und auch entwickelt werden muss. Und das fühlt sich wirklich sehr, sehr schön an.
HE: Du kamst ja aus diesem Projekt in das Unternehmen: DTHG in einer besonderen Situation. Die erste Corona-Zeit, wenn wir uns erinnern, es gab keine Tests und keinen Impfstoff und niemand wusste, wie das mit dem Lockdown weitergeht. Alles fuhr runter und wieder hoch und da passierte plötzlich bei der DTHG etwas Neues und Unerhofftes und Du kamst dazu und hattest welchen Eindruck?
MB: Ich hatte das Gefühl, dass viele Aktionen ganz schnell gefordert waren, ohne dass ich selbst dazu in der Lage war, das herzustellen. Also quasi diejenigen, die besonders mutig in dieser Zeit waren, diejenigen, die sich schnell formieren konnten, waren exorbitant gefragt und es herrschte damit ein wahnsinniger Druck. Ich hatte das Gefühl, ich bin genau in diesem Moment reingekommen. Der Moment, als klar war, okay, alles findet statt, die DTHG hat sich positioniert, sie hat die Infrastruktur geschaffen und jetzt starten ganz viele Menschen in ein Feld, wo auf jede Frage sofort eine Antwort gefunden werden muss, die vor mir noch nicht da war. Und innerhalb dessen hatte ich das Gefühl, es waren wahnsinnig viele rechtliche und organisatorische Sachen einzuhalten, diese Fragen danach: Wie kann das vermittelt werden? Wen müssen wir genau erreichen? Für wen genau trifft es zu? Wie kann man da noch stärker Synergien schaffen und nicht nur das operativ, sondern auch kommunikativ begleiten? Das war das Gefühl. Das war nämlich viel Luft nach oben. Was kann man dabei viel stärker pushen, was kann man viel stärker ausdifferenzieren, anstatt es so zu versuchen mitzuziehen. Was aber auch bedeutet, dem Platz zu geben, sich darüber Gedanken zu machen. Wer braucht diese Hilfe am dringendsten, da insbesondere in der Zielgruppe der Förderprogramme so viele Einzelkämpfer unterwegs sind? Wie weit kann man in deren Filterblasen überhaupt vordringen?
HE: Das ist ein gutes Stichwort. Du hast ja zunächst in diesem Förderprojekt „pandemiebedingte Investitionen“ angefangen und es war schnell zu sehen, dass das gut und schön ist, aber du weitergedacht hast, in etwas so: „Man kann jetzt nicht nur den einzelnen Antrag durchbringen, man muss ja eigentlich noch etwas anderes machen…“
MB: Ich hatte das Gefühl, dass wir mit den Fragen, die ich Dir gestellt habe, mit den Fragen, die Du mir gestellt hast: Zu wem kommunizieren wir eigentlich? Wie funktioniert das? Wie machen wir das? Wie macht man Erfolge sichtbar? Wie funktioniert die interne und wie funktioniert die externe Kommunikation? Wie kann man das auch gegenüber der Politik gegenüber kommunizieren? Wir haben uns zunächst stark auf die Förderungswebsite gestürzt und die Frage danach, wie muss diese strukturiert sein, damit diese Parameter eingehalten sind? Also, dass die Webseite und das Team ein Kompass sind und nach außen sowieso funktionierten müssen, aber auch gegenüber die Politik gewisse Dinge so zu quantifizieren und Möglichkeiten an die Hand zu geben, wie beispielsweise diese Theaterporträts. Hier haben wir beschrieben, wer diese Theater eigentlich sind und wie die Landschaft wirklich aussieht. Und damit war diese Frage erst mal ganz stark im Zentrum. Wenn man sich jetzt aber über das Programm hinaus über die DTHG informieren möchte, die ja bestenfalls nicht nur der Ansprechpartner und Organ ist, sondern viel weiter wirkt, was sieht man dann, wenn man auf diese Webseite kommt? Und was sieht man, wenn man selber als Persönlichkeit einen Schritt weitergeht und sich mehr dafür interessiert? Von wem werde ich da gerade betreut, weil die Betreuung ja überdurchschnittlich gut funktioniert hat? Gibt es noch weitere Kontaktstellen und Anknüpfungspunkte etc.
HE: Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern: Es hat ein paar Tage gedauert und dann kannst du mit einem umfangreichen Konzept, das man mit einem Satz zusammenfassen kann: Es muss sich alles ändern!!
MB: (lacht) So unverblümt würde ich das jetzt nicht formulieren. Diese Erkenntnis kam eher schleichend, irgendwie.
HE: Und was ist dann passiert? Hast Du denn damit gerechnet, dass es eine Chance gibt, große Teile deines Konzeptes umzusetzen.
MB: Nicht wirklich. Ich hatte das Gefühl, all das, was sich idealerweise ändern müsste, natürlich immer im Verhältnis dazu stehen muss, was gerade besonders aktuell und wichtig war und das war das Förderprogramm. Also eher nach dem Motto: Das ist ja alles schön und gut. Das können wir gerne machen, wenn wir Zeit haben. Aber beides auf einmal, damit hatte ich nicht gerechnet, dass ich dann auf diese Weise die Schritte gehen konnte.
HE: Und es kam noch anders. Es wurde zu einer eigenen Stabsstelle, die mit Arbeit so vollgepackt war, dass sie ganz schnell mehr Personal brauchte. Und einmal warst du Dreh- und Angelpunkt aller Projekt, die in unterschiedlichen Entwicklungsstadien waren. Du musstest Personal einstellen und führen, auch die Erfahrung machen, Personal auszutauschen. Wie war das so? Frisch, nach dem Studium nun plötzlich das zentrale Team in so einem quirligen Corona-Homeoffice-Unternehmen zu sein?
MB: Also unglaublich herausfordernd. Es hat jegliche Kraft beansprucht. Ich habe das Gefühl, ich kam aus dem Studium mit sehr viel Fachwissen, mit sehr viel Modellen, die mir auch an vielen Stellen total geholfen haben, weil es immer einen Anker gegeben hat bei der Frage danach, was ist wesentlich und was lenkt ab? Also das, was ich aus dem Studium mitbekommen habe, hat immer stark geholfen, zu filtern. Aber bei diesen Fragen, die darüber hinausgehen, die über dieses rein spezifische fachliche, da hatte ich keine Vorstellung und gar kein Modell im Kopf oder keine Idee. Und das war dann in dem Sinne rein intuitiv: Was ist das Gefühl? Was ist der Eindruck? Was löst die Hoffnung aus? Was lässt es zögerlich oder skeptisch werden? Ich bin eigentlich einfach erleichtert, dass also auch das Bauchgefühl, da so eine Säule sein kann und das tragen kann. Und das war auch nicht immer linear und reibungslos und problemlos, sondern beispielsweise zu merken, dass man von sich selbst sehr viel mehr abverlangt, als das Team möchte oder kann. In dem allerersten Stadium auch völlig zurecht. Ein Beispiel: eine Person einzustellen mit einen bestimmten Vertrag, der mit festgelegten Stunden versehen ist und jede Person aus unterschiedlichen Gründen, sei es Ausbildung, parallel oder oder oder sehr stark den Blick drauf halten muss, dieses Kontingent zu halten und nicht überzustrapazieren, war ein Faktor, den ich überhaupt nicht mit einbezogen habe, der für mich sehr lehrreich war, auch das von dieser Seite zu verstehen, und diesen Schutz auch zu bieten oder das richtig zu positionieren oder richtig einzuschätzen, weil es einfach rechtlich vertraglich so definiert ist.
Für mich habe ich diese Grenze vorher nicht gezogen. Und da hatte ich den Eindruck, dass das über für mich für lange Phasen immer so stark an der Grenze sich bewegt hat und ich so wenig Spielraum hatte, mit Kapazitäten umzugehen. Je länger das ging, desto besser wurde das und desto stabiler und flexibler einsetzbar wurde das Team. Und am Ende hatte ich das Gefühl, fast egal welches Briefing wir bekommen haben oder welche Zusatzinformationen: Wir werden einen Weg finden, das in unsere Arbeit mit zu integrieren. Das war am Anfang gar nicht so, weil da gefühlt jede zusätzliche Aufgabe, jede zusätzliche Idee immer bedeutete, wie kann man das jetzt noch zusätzlich schaffen?
HE: Du hast es ja geschafft, sehr schnell diese zentrale Position mit großer Anerkennung von allen zu erobern und eine hohe Akzeptanz zu erreichen. Und Du hast diese Erfahrungen gemacht und dann ja auch Veränderungen gewollt und die wurden auch umgesetzt. Getreu unserem Motto, dass die Selbstorganisation und nicht die Hierarchie das Mittel ist und musstest Du dann ja auch mutige Entscheidungen treffen und gestalten? Also einerseits die hohen Anforderungen und andererseits die begrenzten Möglichkeiten irgendwie in Einklang zu bringen. Das ist dann schon mittleres Management, ist Dir das bewußt gewesen?.
MB: Also ich denke, mir ist fast nichts bewusst gewesen. Ich ich habe mich immer nur in dieser Hinsicht schon wiedergefunden und in 50 % der Fälle auf die Frage: Wie funktioniert Kommunikation, so wie ich es gelernt habe und was sagt mein Bauchgefühl gerade irgendwo dazwischen? Also ich glaube, das wird auch noch einen ganzen Moment brauchen, bis ich das alles reflektieren kann, Damals ging es darum, was ist heute zu bewältigen , was bedeutet der Tag heute? Was steht in einer Woche an, was steht in einem Monat an?
HE: Hast Du Dich unterstützt gefühlt?
MB: Ja. Ich habe mich herausgefordert gefühlt, in meinen Einstellungen und in meiner Art, die Dinge zu sehen. Aber sobald der Punkt überschritten war, hatte ich vielfältige Unterstützung. Also völliges Vertrauen. Ich würde sagen, dass es das auf den verschiedenen Ebenen gab. Das ist individuell und wurde mir inhaltlich zugesprochen, das entwickeln zu dürfen. Mir wurde organisatorisch zugesprochen, Menschen dazu zu holen und mir wurde finanziell zugesprochen in dem Sinne, dass es einen Rahmen gibt, in dem ich mich bewegen und die Dinge umsetzen kann, die ich für richtig halte. Ohne diese Unterstützung hätte das alles gar nicht stattfinden können.
HE: Machen wir einen Sprung. Was wurde erreicht? Was hat es bewirkt? Ist der Blick von Menschen auf die DTHG heute ein anderer?
MB: Ich kann das jetzt noch nicht fassen, weil genau jetzt die Frage nach dem Event BTT2022, wirklich dem nachzuspüren und das herauszufinden, wie viele Menschen jetzt wirklich damit in Kontakt gekommen sind, noch nicht abgeschlossen ist. Ich hoffe, das kann ich vielleicht so äußern, dass es den Menschen verdeutlicht hat, wo sie eine Anlaufstelle finden und wo sie Fragen beantwortet bekommen. Was heißt Beratungsqualität, was heißt es, das Netzwerk DTHG zu nutzen? Alles Dinge, die vorher schon existent waren. Es geht ja nicht darum zu sagen, dass das neu ist. Es geht mir nur darum zu sagen: Die Menschen, die das vorher wussten und das war ja klar, bei denen muss man das natürlich nicht erklären. Also für die ist das schon seit 100, mehr als 100 Jahren logisch und offensichtlich. Aber, wie erzählt man es Menschen, die es gar nicht wissen? Wie bildet man Vertrauen aus und wie kann man das sehr schnell mit einem Bild füttern, was sie vor Augen haben, das bestenfalls das Logo ist, wenn sie eine Frage im Kopf haben, wenn sie irgendwo nicht weiter wissen, wen sprechen sie an?
HE: Was war der Wunsch oder was war der Grund, irgendwann zu sagen, dass diese Zeit für dich endlich ist? Weil Du Dich ja auch anders entscheiden hättest können und sagen: Ich setz mich jetzt hier fest und baue das für die nächsten Jahre aus.
MB: Ursprünglich wollte ich nur ein Jahr bleiben und dann mein Masterstudium beginnen. Aber wegen Corona war das unmöglich. Damit war aber auch die Chance, ein Stipendium zu bekommen verpasst. Und außerdem wollte ich mein Masterstudium unbedingt im Ausland machen.
Und der nächste Gedanke ist, dass ich das Gefühl habe, diese Zeit in den Förderprogrammen, weil das einfach der Ausgangspunkt war, hat so sehr gezeigt, wie groß der Bedarf danach ist, Lücken zu schließen, Brücken aufzubauen, die erstmal nicht da sind und dann gefühlt noch sehr viel umfassendere Probleme gibt, denen man sich widmen kann im Sinne: Was sind die Herausforderungen, denen wir nun mal allen vorstehen, die wahnsinnig drängend gefährlich sind und den Fokus und quasi die inhaltliche Ausrichtung, die inhaltliche Arbeit immer stärker in so grundlegende menschliche Bedürfnisse, wie Wasser und frische Luft und grüne Städte etc. zu richten. Das ist irgendwann als Wunsch nach vielen Etappen entstanden. Ich bin unglaublich gerne Teil von Kultur und Teil von Gestaltung von Kultur. Ich merke nur, das ich und andere Menschen, bevor sie ins Theater gehen, etwas zu essen haben müssen und ich in diese grundlegenden Bedürfnisse vorstoßen und daran arbeiten möchte. Und das kann man ganz lokal und das kann man auch ganz global betrachten. In diesem Sinne auch wieder freier zu arbeiten, stärker selber die Etappen und Schritte definieren zu können im Studium und dann vielleicht auch in der Selbstständigkeit.
HE: Du glaubst nach wie vor, auch nach diesen Erfahrungen , dass gutes Kommunikationsdesign Menschen ändern kann.
MB: Ich weiß nicht, ob es die Menschen ändern kann. Das würde ich nicht sagen können. Ich würde sagen, dass es Zugänge schaffen kann für Menschen. Dass es Schwellen absenken kann und Verbindungen und Verbindlichkeit schaffen kann. Weil man sich dafür interessiert, wie Menschen von A nach B kommen. Wie sie für etwas begeistert werden können, wie sie für etwas interessiert werden können. Vielleicht auch, wie sie vor etwas gewarnt werden können. Dass sind ja alle Ebenen, die da ineinander spielen. Das glaube ich, das hoffe ich. Also sonst habe ich keine Grundlage für meinen Job.
HE: Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute..