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Die Regionalgruppe Ost begrüßte dei DTHG-Mitglieder am 12. Oktober in der Interimsspielstätte „Theaterzelt Altenburg“ unter blauem Zelthimmel. Das temporäre Zelt steht direkt am „Großen Teich“ auf dem Altenburger Festplatz und lädt durch seine Anmutung zum Verweilen ein.
Martin Suschke und Frank Schreiter eröffneten die Veranstaltung für die 60 Gäste. Nach einer kurzen Begrüßung führten der Kaufm. Geschäftsführer Volker Arnold und Generalintendant Kay Kuntze kurz in die Entstehung der Zeltidee ein, da das Theater Altenburg einer Teilsanierung unterzogen wird. Auch die Auswirkungen auf die künstlerischen, technischen und ökonomischen Belange durch die besonderen Gegebenheiten in solch einem Zeltbau kamen zur Sprache. In den Vordergrund rückten aber Zusammenhalt und Wertschätzung unter den einzelnen Sparten, verbunden damit, die Herausforderungen, welche eine solche besondere Interimsspielstätte mit sich bringt, anzunehmen.
Bevor es mit dem Programm weiter ging, verkündete Martin Suschke, dass er aus privaten Gründen die Arbeit als Regionalleiter der Gruppe Ost nach 17 Jahren abgeben wird. Dies bedauern wir sehr, hat Martin doch immer mit großem Engagement die Gruppe zusammen mit Frank geleitet. Ein oder mehrere Nachfolger werden gesucht, eine Teamarbeit wie in anderen Regionalgruppen ist durchaus vorstellbar.
René Prautsch, Technischer Direktor der Theater Altenburg Gera und David Storms von Bento’s EventTent, eröffneten mit einem Vortrag über die Entstehung dieser Interimsspielstätte. Der Kontakt entstand über Thomas Lüdicke von theapro München, welche die Planung der Spielstätte übernahm. David Storms hat schon sehr viel Erfahrung in dem Bereich Eventzelte und konnte mit seinem Fachwissen das Projekt sehr gut unterstützen. Nachdem ein geeigneter Platz gefunden war, konnten die ersten Schritte gemacht werden. In einem kurzen Filmbeitrag wurde die Errichtung des Zeltes gezeigt. Das Resultat kann sich wirklich sehen lassen, wurde doch hier ein Raum geschaffen, der Kultur und Menschen verbindet. René Prautsch und David Storms berichteten sehr lebendig und gespickt mit der einen oder anderen Anekdote vom Aufbau und von der Einrichtung der Spielstätte. Gabriela Pautzsch, Leiterin der Dekorationsabteilung in Altenburg, verdeutlichte mit Zahlen sehr eindrucksvoll, wie viel Material benötigt wurde, um den Innenraum des Zeltes in ein Theater zu verwandeln, in dem sich Gäste wohlfühlen.
Für René Prautsch war es wichtig zu betonen, dass der erfolgreiche Interimsbau nur als große Teamleistung seiner technischen Abteilungen, Hand in Hand mit Planern und Zeltbauern, möglich war.
In einer anschließenden Diskussion wurden noch die Erfahrungen aus Erfurt von Peter Meißner, Technischer Direktor des Nationaltheaters Weimar a. D., eingebracht, wo eine andere Zelt-Konstruktionsart als Interimsspielstätte zum Einsatz kam.
Nach einer kurzen Kaffeepause im Foyer, unterstützt durch Martin Högg vom Vorstand, der an seiner schönen italienischen Espressomaschine die Gäste versorgte, ging es mit dem Tagesprogramm weiter.
Björn Ley von theapro, dort verantwortlich für Interimsspielstätten, hielt einen Vortrag mit dem Titel „Interim 2.0“. Theapro gliedert die verschiedenen Möglichkeiten der temporären Errichtung von Übergangsspielstätten grob in vier Modelle, mit denen dem Kunden eine Vorauswahl an die Hand gegeben werden kann. Der Start eines solchen Projektes sollte im besten Fall schon mit dem auf den geplanten Einsatzzweck abgestimmten Modell beginnen, um später im Verlauf der Planung optimal vorbereitet zu sein. Anhand von mehreren Beispielen stellte Björn Ley die Modelle vor und ging auch auf die technischen Unterschiede ein. Danach startete eine lebhafte Diskussion im Publikum, bei der es nicht nur um die Technik, sondern auch um die Umsetzung der Wünsche des Kunden in Bezug auf die künstlerischen Anforderungen ging. Auch hier ist Nachhaltigkeit in der Zukunft sicher ein großes Thema.
Anschließend präsentierte Martin Högg, Vorstand DTHG, die DTHG News. Schwerpunkte waren die Vorstellung der beiden nun verfügbaren Bände des Theatre Green Book, sowie die neue Messe „SET //23 – Stage Event Tech“ Anfang Juni 2023 in Berlin. Die Bedeutung dieser Messe, auch in der Zukunft, wurde von allen Anwesenden unterstützt.
Nach einer Mittagspause, gesponsert durch theapro, SBS Bühnentechnik, DTP Theaterbühnentechnik und Bento‘s EventTent, ging es gestärkt in die nächste Runde.
Steffi Jung vom Planungsbüro DTP aus Dresden, unterstützt durch Gunter Weigelt von SBS Bühnentechnik Dresden und René Prautsch, berichteten von der Sanierung des Theaters Altenburg. Der Bauablauf wurde von einigen Überraschungen und Unwägbarkeiten begleitet.
So wurden beim Ausbau der alten Untermaschine unter den Fundamenten der alten Drehbühne gemauerte Kanäle gefunden, deren Funktion nicht vollständig zu klären war. Die Kanäle wurden erhalten, die geplante Pfahlgründung für das neue Tragwerk wurde durch mehr Pfähle und eine verstärkte Bodenplatte ersetzt. So konnte SBS dann auch die neue Drehbühne einbringen.
Durch einen Starkregen der die Unterbühne flutete, kam es zu einer Bauunterbrechung. Das Team um Rene Prautsch hat mit viel Eigenleistung das Wasser und den mitgeführten Schlamm beseitigt und damit ein zügiges Weiterbauen ermöglicht. So wurden neue Orchesterpodien eingebaut, die auch gleich als Transportlift zum tieferliegenden Lager unterhalb des Zuschauersaales dienen.
Im Juni 2021 verstarb Klaus Sorger, der Architekt dieser Teilsanierung. Er zeichnete sich auch für die Sanierungen und Bauarbeiten im Theater Gera verantwortlich und sein Tod ist ein großer Verlust. Er war mit seiner pragmatischen und interessierten Art mancher DTHG-Veranstaltung und Messe präsent gewesen und vielen in der Regionalgruppe bekannt.
Die Obermaschine im Bühnenbereich wurde komplett erneuert und eine komplizierte Brandschutztrennung zwischen Bühnenhaus und Rollenboden konnte dabei entfernt werden. Bei dem Versuch, zwei Vorbühnenzüge einzubringen, wurde die Bauablauf vorläufig gestoppt. Die Balkenköpfe der Saaldecke haben sich als so marode herausgestellt, dass das gesamte Tragwerk erneuert werden muss. Da dies eine Ausschreibung auf europäischer Ebene erfordert, ist die Fertigstellung der Sanierung, Stand heute, nicht planbar. Dazu kommen noch Lüftungsanlagen und Elektroanlagen die zurück zubauen sind. Der Rückbau löst den Bestandsschutz auf und macht eine Neuausrüstung erforderlich.
Nach einer weiteren Kaffeepause mit italienischen Spezialitäten von HOAC wurden dann die Regionaltagungsteilnehmer mit vom Theater bereitgestellten Fahrzeugen zum Theater Altenburg gefahren. Dort hatten alle die Gelegenheit, die Baustelle zu besichtigen und somit die vorherigen Vorträge durch einen Live-Eindruck zu verstärken. Dabei wurde die Drehbühne mit der Fahrt der Podien vorgeführt. Die Anlage ist durch einen sehr ausgewogenen Aufbau extrem leise und es ist sehr bedauerlich, dass eine Theaternutzung noch in weiter Ferne liegt. René Prautsch führte uns durch Dekomagazin und Unterbühne und erläuterte die alten und neuen, viel besseren, Transportwege. Die anwesenden Kollegen ließen es sich anschließend nicht nehmen, die Treppenstufen zum Schnürboden zu steigen und konnten auf dem Rückweg auch die „Problemsaaldecke“ in Augenschein nehmen.
Ein gelungener Tag mit interessanten Themen, den das Team um René Prautsch, Martin Suschke und Frank Schreiter hervorragend vorbereitet und betreut haben. Weiterbildung auf höchstem Niveau.
Wir danken allen Beteiligten.
Text: Martin Högg
Fotos: Martin Högg, Martin Suschke, Frank Schreiter