
Flackerlicht: Geschäftiger Müßiggang
4. Juni 2025
Interview mit Christian Anderson, Business Development Manager von CHAUVET Germany GmbH
10. Juni 2025„Mehr als ein Titel – eine Haltung“ Wie der Berufsspezialist für Theatertechnik Verantwortung möglich macht
„Mehr als ein Titel – eine Haltung“
Wie der Berufsspezialist für Theatertechnik Verantwortung möglich macht
Ein Erfahrungsbericht aus Esslingen, zusammengefasst von Wesko Rohde
Ein seltener Moment der Ruhe
„Ich habe gerade etwas Luft im Büro – kommt selten vor“, schreibt Thomas Eisenbeiß, Berufsspezialist für Theatertechnik an der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Seine Nachricht ist keine offizielle Rückmeldung, kein standardisiertes Feedback. Sondern eine Momentaufnahme. Persönlich. Nah. Und voller Substanz.
Sie beginnt als Dank und entwickelt sich zu einem Erfahrungsbericht über einen Beruf, der sich nicht allein durch Qualifikationen definiert, sondern durch Haltung, Klarheit, Belastbarkeit – und die Fähigkeit, inmitten des Theaterchaos den Überblick zu behalten.
Der Sprung vom Vorarbeiter zur Führungskraft
„Früher musste ich mich um die Probleme von einigen wenigen Stücken kümmern. Jetzt kümmere ich mich um alle – auch um die, die noch gar nicht passiert sind.“
Dieser Satz bringt auf den Punkt, was der Unterschied ist zwischen funktionaler Verantwortung und systemischer Verantwortung. Und genau darauf bereitet die Fortbildung zum Berufsspezialisten für Theatertechnik vor.
Thomas Eisenbeiß hat diesen Schritt vollzogen. Er berichtet von einem Arbeitsalltag, der von Planungsaufgaben über technische Kommunikation mit Gastspielorten bis hin zu Mitarbeiterführung reicht. Er koordiniert Auszubildende, entwickelt Workshops, erstellt AutoCAD-Pläne, kommuniziert mit Bühnenbildnern – und muss auch dann handeln können, wenn die Zeit knapp und die Informationen dürftig sind.
„Zaubern habt ihr uns nicht beigebracht – aber alles andere“
Ein Beispiel: Eine Bauprobe steht an. Am Montag. Freitagmorgen trifft aus Ecuador ein handschriftliches Konzept der Bühnenbildnerin ein. Ohne Maße, ohne Legende. „Du hast uns zwar zaubern nicht beigebracht“, schreibt Thomas an seinen ehemaligen Dozenten, „aber dennoch habe ich mit AutoCAD und Vorstellungskraft eine Zeichnung erstellen können, mit der man etwas anfangen kann.“
Es ist genau dieser Moment, für den die Fortbildung gemacht ist: Situationen, in denen Routine endet und Verantwortung beginnt.
Berufsspezialisten – mehr als eine pragmatische Lösung
Die Idee der Berufsspezialisten wurde als Antwort auf den zunehmenden Mangel an Meistern für Veranstaltungstechnik entwickelt. Doch sie ist keine B-Lösung, sondern ein eigener Weg: praxisnah, berufsbezogen, zielgerichtet. Die Fortbildung richtet sich an Techniker mit handwerklicher Ausbildung und Theatererfahrung – Menschen, die bereits Verantwortung tragen, aber bislang keine strukturell abgesicherte Position hatten.
„Das Wissen und die Vermittlung selbigem ist das eine. Das andere ist die Vorbereitung auf den Job an sich. Das ist euch, zumindest bei mir, gelungen.“
Die Stärke dieses Modells liegt nicht in der Kompromissformel, sondern in der Maßanfertigung: Für die Bedarfe der Theater. Für die Menschen in den Werkstätten. Für die realen Herausforderungen.
Kompetenz, die trägt – und wachsen darf
Die Fortbildung hat Thomas nicht nur technisch, sondern auch mental vorbereitet: „Ihr habt uns beigebracht, mit Problemen umzugehen, die aus allen Richtungen auf einen einströmen können – ruhig und gelassen zu bleiben, trotz emotionaler Situationen, aber dennoch ein Ohr für die Probleme zu haben.“
Diese Souveränität, diese Gelassenheit, ist nicht messbar – aber sie ist spürbar. Sie macht aus einem Angestellten eine Führungsperson. Aus einem Kollegen ein Ansprechpartner.
Ein Vorbild für andere?
Thomas Eisenbeiß sieht sich selbst nicht als Ausnahme. „Ich bin zuversichtlich, dass ich Lösungen finden kann“, schreibt er. Das ist keine Überheblichkeit – sondern eine neue Art von Berufsbewusstsein: nicht alles wissen zu müssen, aber Verantwortung tragen zu können.
Sein Fazit fällt klar aus: „Die Art und Weise, wie hier Wissen vermittelt und Verantwortung vorbereitet wird, ist außergewöhnlich – und selten zu finden.“
Er hat seinen Platz gefunden – nicht durch Titel, sondern durch Zutrauen, Training und Teamgeist.
Zitate von Thomas
„Ich glaube, ich bin mittlerweile auch ganz gut angenommen worden – bei der Theaterleitung und bei den Mitarbeitern.“
„Ich will nicht behaupten, dass ich allem gewachsen bin. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich eine Lösung finden kann.“
„Was ich bei euch gelernt habe, hilft mir wirklich jeden Tag.“
Was bleibt?
Der Erfahrungsbericht von Thomas Eisenbeiß ist keine Heldengeschichte – sondern eine Bestätigung dessen, was viele Theaterhäuser heute brauchen: Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Die dafür ausgebildet werden. Und denen man diese Verantwortung auch zutraut.
Der Berufsspezialist für Theatertechnik ist keine Notlösung. Er ist eine Antwort – und ein Angebot an eine Generation, die gestalten will.
Neuer Kurs startet im September:
Fortbildung Geprüfte/r Berufsspezialist/in
Start der Fortbildung: 8. September 2025
Unterricht immer Mo und Do von 9°° bis 15°° Uhr/ wahlweise analog oder digital
14 Tage im Dezember pausiert der Kurs
Letzter Schultag: 25. Juni 2026
Prüfung: September 2026